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... hier erscheinen in unregelmässiger Folge Heiteres, Albernes, aber auch bissige Satire















2011/09/30

Euro-Wahnsinn

Der britische Außenminister William Hague spricht mir aus dem Herzen. Laut einer AFP-Meldung hat er  die Einführung der Gemeinschaftswährung als "kollektiven Wahnsinn" und die sogenannte Euro-Zone als "brennendes Haus ohne Ausgang" bezeichnet.
Ich erinnere mich noch, wie man uns den Euro anfangs schmackhaft machen wollte: Lästiges Umtauschen entfällt, es wird eine stabile Währung sein wie die D-Mark, alle haben Vorteile davon und dergleichen Gesülze mehr. Für mich war von Anfang an klar: wirft man ein oder zwei "harte" Währungen in einen Topf mit Paternosterfahrern wie Lira und Drachme, kann nichts Solides dabei herauskommen. In ein Glas mit Salzwasser kannst du noch soviel Zucker rühren, es bleibt ungenießbar. Die "Rettung" bezieht sich nicht auf eine STABILISIERUNG des Euro - wie man uns weismachen will - sondern auf den starrköpfigen ERHALT einer politisch gewollten Währungskatastrophe.
Zweifellos gibt es die versprochenen Vorteile, sie kommen aber hauptsächlich der Wirtschaft zugute. Die Nachteile, sprich Kosten, tragen wie immer wir braven, doofen Steuerzahler. Und das alles ist nur rückblickend, also auf die Euro-Einführung (1999 Festschreibung der Wechselkurse, 2002 Zahlungsmittel) bezogen, gemeint - den jetzigen Irrsinn hätte man damals nicht in seinen blühendsten Alpträumen erahnt.

Spiegel-Online behauptet: "Die Abstimmung im Bundestag ist ein Doppelerfolg für Angela Merkel. Sie stärkt den Euro - und ihre Macht", relativiert dann aber: "Das Problem: Beide Ergebnisse müssen nicht unbedingt von Dauer sein." Seit Merkel Kanzlerin ist, hatte ich stets den Eindruck, daß sie wirkliches Gewicht nur auf die Außenpolitik legt, deutsche Interessen aber vernachlässigt. Gelegentlich werden wir mit einem TV-Interview u. ä. besoffen gequatscht - das wars dann mal wieder mit den Bemühungen ums Wahlvolk. Kurz gesagt, Merkels Macht in Europa mag gefestigt werden, aber hierzulande verliert sie immer mehr an Ansehen. Hat jemand wirklich den Eindruck, Merkel/Schäuble wüßten, was sie tun? Oder kippen sie doch nur ein Glas Wasser in das "brennende Haus ohne Ausgang"? Dazu noch ein Zitat von Spiegel-Online: "Niemand weiß, ob der nun beschlossene Rettungsschirm wirklich den Euro rettet. Auch Merkel und Schäuble wissen das nicht. Sie wissen auch nicht, ob die deutschen Bürgschaften in Höhe von 211 Milliarden Euro irgendwann für immer futsch sein werden."
Nachdem der Bundestag gestern dem erweiterten Euro-Rettungsschirm zugestimmt hat, stehen noch die Voten von vier Euro-Ländern aus. Legt keines davon sein Veto ein, werden wir ohne Ende in ein Faß ohne Boden zahlen dürfen. Die Hoffnung, es sind ja "nur" Bürgschaften, wird bald zerplatzen wie eine Seifenblase. Allein Griechenland zu "retten", ist ein Ding der Unmöglichkeit (die Wackelkandidaten wie Portugal usw. lassen wir mal außen vor). Auch wenn jetzt etliche Banken bereit sind, auf einen Teil ihrer Forderungen zu verzichten, wird Griechenland mit dem Geld in erster Linie Zinsen bedienen. Investitionen? Ich glaube nicht daran. Nachdem uns in den letzten Monaten immer tiefgreifender vor Augen geführt wurde, wie die griechische Administration (nicht) funktioniert, darf man doch davon ausgehen, daß das meiste Geld irgendwo versackt. Wenn ein Staat nicht einmal in der Lage ist, ein halbwegs intaktes Steuersystem aufzubauen, fehlt die Grundlage für sein Funktionieren. Hinzu kommt, daß die griechische Wirtschaft bereits jetzt vollkommen "kaputtgespart" ist. Wie soll man sie auf die Schnelle wieder zum Laufen bringen? Die Idee mit der Sonnenenergie finde ich zum Beispiel gar nicht so schlecht. Aber wer gewährleistet, daß die Griechen einen Profit davon haben und nicht nur die Investoren? Immer neue Zumutungen für das griechische Volk können jedenfalls nicht die Lösung sein.
Österreich, Niederlande, Slowakei und Malta müssen noch abstimmen. Die Slowakei hatte bereits dem ersten Rettungspaket ihre Zustimmung versagt. Lehnt eines dieser Länder ab, kann es sein, daß dessen Anteil an der geplanten "Garantiesumme" von den "Willigen" übernommen wird. Und so wird das Gewurschtel immer weitergehen. Es wird ja bereits diskutiert, ob eine weitere "Reform" des Rettungsschirmes nötig ist. Der Fallschirm wird nicht tragen, egal wie stark man an der Reißleine zieht, weil er ein Riesenloch hat. Was, zum Teufel, haben wir deutschen Steuerzahler davon, daß wir für all das aufkommen?

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