SCHÖN, DASS SIE REINSCHAUEN ...
... hier erscheinen in unregelmässiger Folge Heiteres, Albernes, aber auch bissige Satire















2011/11/30

Katastrophenwarnung: Freitag, der 13.


Die meisten Menschen sind ein wenig abergläubisch, aber die wenigsten geben es zu. Man versucht meist verschämt, es zu verbergen. Aber was ist schon dabei, dreimal auf eine schwarze Katze zu klopfen, wenn einem freitagabends die dreizehnte Spinne begegnet? 

Wer will bestreiten, daß es ausgesprochene Glückspilze gibt, ebenso wie unwiderrufliche Pechvögel? Ich zum Beispiel bin an einem Sonntag geboren und lauere schon vier Jahrzehnte auf das Glück, das ich endlich einmal haben muss. Das ist doch das Anrecht eines Sonntagskindes, oder? 

Allmählich wird es ja Zeit für einen kleinen Ausblick auf 2012. Folgendes ist am Neujahrstag zu beachten: Kein Geflügel essen, sonst fliegt das Glück davon. Statt dessen lieber Schweinefleisch, denn dass Schweine Glück und Wohlstand bringen, weiss man ja. Das nächste Jahr ist nämlich nicht ganz ohne: gleich drei mal wird es einen Freitag, den 13. geben: im Januar, April und im Juli. Sehr selten und besonders gefährlich ist der im April. Da bildet die Quersumme aller Ziffern des Datums auch eine 13 (1+3+4+2+0+1+2=13). Als Vorsorge für diesen Tag des Schreckens empfehle ich, das Bett mit einem Schutzdach und einem Sicherheitsgurt zu versehen und den ganzen Tag darin zu verbringen.

2011/11/26

... und Gott schuf die Außerirdischen

Dem Verwaltungsgericht Berlin liegt eine Klage gegen die Bundesrepulik Deutschland vor.  Der Bundestag soll eine Studie seines wissenschaftlichen Dienstes zu UFOs und Außerirdischen offenlegen, lehnt dies aber ab.

Laut einer nicht repräsentativen Online-Umfrage auf welt.de anläßlich obiger Nachricht sind 80% überzeugt, dass es außerirdisches Leben gibt. Ungefähr soviel (verschiedene Quellen geben ca. zwei Drittel an) Einwohner der Bundesrepublik glauben auch an Gott.

Es muß also ein hoher Prozentsatz der Gläubigen auch an Außerirdische glauben. Wie ist das mit den monotheistischen religiösen Schriften vereinbar? Meines Wissens steht nirgends geschrieben, dass Gott noch andere Welten mit Lebewesen erschaffen hat. Eine derart relevante Information hätte er uns doch sicher nicht vorenthalten, oder? Wahrlich, ich sage euch: mit der Erde und den Menschen hat Gott genug Ärger am Hals, da braucht er keine grünen Männchen mehr.

Krähen im Talar?

Dass ich eine große Tierfreundin bin, kann ich nicht leugnen. Vielleicht sehe ich deshalb im täglichen Leben ständig Parallelen zur Tierwelt?

Zwei Meldungen, die in den letzten Tagen kolportiert worden sind, drängen mir den Schluß auf: ein Jurist hackt dem anderen kein Auge aus.

Da ist einmal die Tatsache, daß Herrn zu Guttenberg, dem nicht ein x-beliebiger Doktortitel aberkannt wurde, sondern ausgerechnet der Dr. jur., gegen Zahlung eines Taschengeldes ein Prozess wegen der erwiesenen Urheberrechtsverletzungen erspart bleibt.

Zum anderen habe ich in der Online-Ausgabe des Spiegels gerade die Nachricht gefunden, daß acht ehemaligen Studenten der Uni Hannover der Doktortitel erhalten bleibt, obwohl sie ihn durch Bestechung des Doktorvaters erlangten. http://www.spiegel.de/unispiegel/studium/0,1518,800011,00.html

Warum soviel Verständnis für die Schlitzohren? Jedem Staatsanwalt oder Richter, der Studium und diverse examina auf die ehrliche, mühevolle Art absolviert hat, müßten sich doch die Fußnägel hochrollen. Jura ist ja nun  kein Fach, das man zwischen zwölf und Mittag aus dem Ärmel schüttelt. Also liegt doch der Verdacht nahe, dass dergleichen Gaunereien eher die Regel sind.

2011/11/22

Guttenberg, der Widergänger

Der Peter war ein Renommist.
Ihr wisst vielleicht nicht, was das ist?
Ein Renommist, das ist ein Mann,
der viel verspricht und wenig kann.
(Aus "Die Sache mit den Klößen" von Erich Kästner)

Welch ein Segen schien es zu sein, als Karl-Bramarbas zu Guttenberg abdankte und (sich) kurze Zeit später nach Amerika verzog. Endlich war seine Allgegenwart in den Medien, meist begleitet von irrwitzigen Attributen wie "gutaussehend", "beliebtester Politiker" oder gar "Politstar", Geschichte. Gerade in der Schlußphase seines politischen Wirkens war es unerträglich geworden, wie er von den Seinen, allen voran die Kanzlerin und sein Parteichef, als ausgezeichneter Verteidigungsminister, wenn nicht gar als "fähig" bezeichnet wurde - obwohl nun wirklich deutlich seine Unfähigkeit zutage getreten war (die er bis dato relativ geschickt zu kaschieren gewusst hatte, indem er immer genau die Leute schasste, die sie hätten ans Licht bringen können - Stichwort Kundus-Affäre).

Doch schon Ende September wurde klar, dass der Totgeglaubte weiterhin durch die deutschen Medien geistern würde, als es hieß, er sei in einen renommierten US-Thinkthank berufen worden (am 29.09.2011 hier im Blog kurz kommentiert); und zwar ausgerechnet unter dem Label "distingued statesman". Noch bedrohlicher wurde es am letzten Samstag, als unbelehrbare deutsche Medien einen Auftritt des Ex-In-Spe-Kanzlerkandidaten in Canada bejubelten. Der nun im amerikanisierten Look auftretende Poseur war zu einer Diskussionsrunde auf einer Sicherheitskonferenz in Halifax geladen. In etlichen deutschen Medien wird der Forumsleiter zitiert: „Es geht um seine Erfahrung, deshalb wollen ihn die Leute hören“. Will man uns einen Grizzly aufbinden? Ein paar Monate Wirtschaftsminister, etwas länger Kriegsminister - in beiden Jobs nichts gebacken bekommen ausser die Freundschaft von BILD zu erringen - und nun wird er angeblich als Experte gehandelt für Sicherheits- und Europapolitik? Von einem Comeback wird gar geschwafelt.

Nun, das Interesse vor Ort muß sich in Grenzen gehalten haben, denn außer seinem Namen in der Rednerliste konnte ich in amerikanischen und kanadischen Medien keine Erwähnung finden. Dabei entsprechen doch seine Fachkenntnisse in Täuschen, Blenden und Selbstinszenierungs-Show abziehen perfekt dem amerikanischen Usus in Politik und Wirtschaft. Die Lokalität seines Exils hat er mit Sicherheit nach seinen Neigungen gewählt.

In seinen (?) Ausführungen soll er scharfe Kritik an den europäischen Politikern geübt haben - zu denen er  bis vor wenigen Monaten selbst gehörte. Oder ist erst jetzt hier alles in geistiger Impotenz versunken, seitdem der Ex-Doktor nicht mehr nach dem Rechten sieht? Zweifellos sind einige seiner Bemerkungen nicht ganz abwegig. In D wird nur noch Tagespolitik gewurschtelt und in Europa läuft alles darauf hinaus, als ultimative Lösung aller Probleme einen Universalzahlmeister BRD zu istallieren. Jedoch ist es unwürdiger, miserabler Stil, jetzt aus der Ferne über die Leute herzuziehen, die ihn weit über Gebühr und Verdienst gepuscht haben. Und er irrt, falls er meint, sich durch seine intellektuellen Gaben von der Masse der Politiker zu unterscheiden. Wieder einmal hat er nur schwadroniert, aber keine Lösungen angeboten. Doc Gutti war mit dem Ministeramt völlig überfordert und ist letztlich an seiner eigenen Persönlichkeit gescheitert. Man sollte auch die Frage aufwerfen, warum er die US-amerikanische Wirtschafts- und Finanzpolitik nicht für kritikwürdig hält. ("Bankrott in Washington" titelt die Onlineausgabe der Rheinischen Post heute. http://www.rp-online.de/politik/ausland/bankrott-in-washington-1.2612018 ).

Nun, der edle Herr hat ein gutes Gespür dafür, was die Leute hören wollen. Er ist sozusagen ein Chamäleon der Rede. Und in Amerika ist es zur Zeit große Mode, über Europa herzuziehen. Denn wir sind schuld am US-Desaster. Der US-Präsident hat es gesagt, also ist es wahr. Und dieser Geist - die Schuld immer bei anderen suchen, egal wie absurd es klingen mag - ist ja auch KT eigen.

Vernünftige Menschen würden wenigstens etwas Gras über ihre Verfehlungen wachsen lassen. Doch dazu bringt zu Guttenberg nicht die erforderliche Geduld auf. Er muß sofort austesten, wie er denn inzwischen wieder beim deutschen Wähler ankommt: Am 29.11. soll ein Interview-Buch erscheinen, in dem er angeblich die Plagiats-Affäre reflektiert. "Zu Guttenberg spricht über seine Herkunft, seine Familie, über die Zeit als politischer Überflieger im Wirtschafts- sowie im Verteidigungsministerium, über seinen Umgang mit den eigenen Fehlern, über die Zeit nach dem Rücktritt – und über die Voraussetzungen für die Rückkehr eines immer noch enorm populären Politikers." (stern.de)

"The Baron" läßt nichts anbrennen. Dabei ist in D noch nicht einmal das Ermittlungsverfahren gegen ihn abgeschlossen - womöglich wird Anklage erhoben und am Ende könnte der saubere Herr sogar vorbestraft sein. Im übrigen wird gemunkelt, dass Karl-Theodor auf Geheiß des Herrn Papa an einer neuen Doktorarbeit bastelt. Nimmt der Schrecken denn nie ein Ende?


Hier habe ich noch ein paar Beiträge zum Werdegang des "Politstars" herausgepickt:
09.02.2009 Frisch zum Wirtschaftsminister gekürt, nachdem Glos hingeschmissen hatte. stern.de: "Der FDP-Politiker und langjährige Wirtschaftsexperte Rainer Brüderle, der nach der Bundestagswahl selbst gerne Wirtschaftsminister werden möchte, spottet: >Offenbar genügt es in der Union, dass man lesen und schreiben kann, um Wirtschaftsminister zu werden.<" http://www.stern.de/politik/deutschland/wirtschaftsminister-guttenberg-frisches-blaublut-fuer-berlin-654198.html  

10.02.2009 sueddeutsche.de: "Glos' Nachfolger sollte erstens aus der CSU-Bundestagsfraktion kommen, zweitens dem CSU-Bezirk Oberfranken angehören (weil Landwirtschaftsministerin Aigner aus Oberbayern kommt) und außerdem ein loyaler Seehofer-Mann sein. Innerparteilicher Proporz vor fachlicher Eignung und persönlicher Autorität. Während Barack Obama in Washington die besten Köpfe des Landes um sich versammelt, bekommen wir hier parteipolitisches Klein-Klein serviert." http://www.sueddeutsche.de/politik/neuer-wirtschaftsminister-guttenberg-der-staat-als-beute-der-parteien-1.492394

16.03.2009 welt.de: "Nun ist Guttenberg fast einen Monat Bundeswirtschaftsminister ... Aus Textbausteinen wie „prüfen“, „Geduld“, „sorgfältig“ und „verantwortungsvoll“ windet er immer neue Wortgirlanden, die bedeutsam aussehen, ohne viel zu bedeuten. ... Guttenberg hat das Wesen seiner neuen Tätigkeit blitzschnell verstanden."
http://www.welt.de/wirtschaft/article3387129/Die-Feuertaufe-fuer-Wirtschaftsminister-Guttenberg.html

2011/11/16

Italiens "Neuer" und sein Expertenteam

Eine Regierung aus Leuten, die wissen was sie tun - das klingt traumhaft. Fast könnte man neidisch werden auf Rom. Zudem wird das Kabinett drastisch verkleinert, überflüssige Ministerien eingespart. Mario Monti, der noch heute als Ministerpräsident Italiens vereidigt werden soll, wird als Witschaftsprofessor und langjähriger EU-Kommisssar gleichzeitig Wirtschaftsminister. Sein "Kabinett der Fachleute" wird keine Berufspolitiker enthalten, da "die Abwesenheit von Politikern die Arbeit der Regierung erleichtert" (Zitat Monti, zeit.de). Die "zerstörte Glaubwürdigkeit Italiens" will er mit Sparmaßnahmen und wirtschaftsfördernden Maßnahmen wiederherstellen und gleichzeitig mit politischen Privilegien aus der Berlusconi-Ära aufräumen.

Außenminister wird ein erfahrener Diplomat, das Verteidigungsressort übernimmt ein NATO-Admiral, Justiz eine Staranwältin und so weiter. Das alles ist zwar keine Erfolgsgarantie, doch es klingt so einfach, so logisch, so selbstverständlich. Warum kommen bei uns Leute in die höchsten Ämter, die von Tuten und Blasen keine Ahnung haben, weil irgendwelche Parteifunktionäre "bedient" werden müssen? Werden von einem Ministerium zum anderen verschoben, als wären sie beliebig austauschbar? Niemand kann Fachmann für alles sein. (Schäuble nehme ich ausdrücklich aus, der war als Innenminister und als Finanzminister kompetent -   n u r   s t i m m t   d i e   p o l i t i -  s c h e   A u s r i c h t u n g   n i c h t   . Über seinen Umgang mit Untergebenen und Journalisten will ich mich nicht auslassen. Seine Arroganz ist geboren aus dem Bewusstsein, alle anderen intellektuell in die Tasche zu stecken.)

"Das neue Kabinett soll das Land aus der schweren Krise führen, die es an den Rand des wirtschaftlichen Zusammenbruchs geführt hat und die gesamte Eurozone gefährdet." (Monti nach abendblatt.de) Monti ist zuversichtlich, dass Italien das Schuldendesaster in einer kollektiven Anstrengung überwinden kann. Im Gegensatz zum extrovertierten Protz Berlusconi ist Monti äußerlich ruhig, eher unitalienisch, aber ein zielstrebiges und beherzt-hartnäckiges Arbeitstier. Lobbypolitik läßt ihn kalt, für ihn zählen nur Tatsachen. "In seiner Funktion als EU-Wettbewerbskommissar scheute sich der Italiener nicht, gegen Kartelle und Preisabsprachen, Großfusionen und unbegründete Staatshilfen zu Felde zu ziehen. ... Dass er sich dabei EU-Regierungen sowie Kolosse wie Bill Gates' Microsoft und Volkswagen zu Gegnern machte, kümmerte ihn wenig." (diepresse.com) Einen solchen Mann könnte jede Regierung der Welt brauchen.

2011/11/13

Opa findet die Bremse nicht

Trotz Spickzettels über den Gebrauch der Pedale fand ein 86jähriger Autofahrer, der bisher nur mit Automatikgetriebe gefahren war, die Bremse nicht - Totalschaden! Auf dem an das Armaturenbrett gehefteten Zettel waren die drei Fußhebel abgebildet und ihre Funktion beschrieben.

Leider kann ich aber sowas von überhaupt nicht zeichnen, dass ich nicht einmal einen geraden Strich zustande bringe. Daher eine verbale Beschreibung eines ungeborenen Comic-Strips:

(Greis am Lenkrad eines PKWs)

Bild1: "Was läuft mir denn da vor den Wagen?" Kramt Fernbrille heraus und setzt sie auf.

Bild 2: "Herrjesses, ein Kind! Da muss ich bremsen." Nach 100 Jahren unfallfreiem Fahren weiss man schließlich, was zu tun ist.

Bild 3: "Wo ist denn mein Zettel? Ich kann ihn nicht erkennen - ach ja, die falsche Brille!" Setzt Lesebrille auf.

Bild 4: "Ah, das Bremspedal ist in der Mitte! Das haben sie aber praktisch eingerichtet. Deutsche Wertarbeit eben! Aber nehme ich nun den rechten Fuß nach links oder den linken nach rechts ... da war doch noch etwas mit der Kupplung ..."

Bild 5: Opa ist stolz, er hat das Auto zum Stehen gebracht. Ein Polizeibeamter klopft ans Fenster.

Bild 6: "Oh, ein Schutzmann!" Öffnet das Fenster. "Guten Tag, Ihren Führerschein und die Fahrzeugpapiere bitte"

Bild 7: "Gern, Herr Wachtmeister, aber Sie könnten etwas höflicher sein. Schließlich fahre ich seit 100 Jahren unfallfrei." Polizist ist völlig entgeistert: "Sie haben vor 20km ein Kind überfahren und Fahrerflucht begangen!"

Bild 8: "Ich verstehe nicht", Opa kramt sein Hörrohr heraus, "zwanzig Kilometer? Soviel bin ich mein Lebtag noch nicht ... will sagen, soooo weit bin ich heute noch gar nicht gefahren. Ich bin auf die Chausse eingebogen und habe sofort gebremst, denn da war ein Kind auf der Fahrbahn."

In der Originalmeldung ist niemandem etwas passiert, das sei noch gesagt. Bedauernswertes Opfer war allein der frisch erstandene Gebrauchtwagen, der glücklicherweise auf 25km/h gedrosselt war. Der Rentner hatte tanken fahren wollen. rhein-zeitung.de berichtet dazu: ">Geistesgegenwärtig<, wie die Polizei schrieb, fuhr er dann aber nicht auf die Tanksäulen zu, sondern suchte sich einen Trafokasten als Bremshilfe. Am Auto entstand Totalschaden, der Senior blieb unverletzt."

2011/11/09

Klimaschutzdurchbruch in Australien?

Australien, einer der größten CO2-Emittenten der Welt (höchster Pro-Kopf-Ausstoss!), hat eine Kohlendioxid-Steuer beschlossen. Die Unterschrift des Generalgouverneurs vorausgesetzt, wird sie im Juli 2012 in Kraft treten. Etwa 500 der größten australischen Industrieunternehmen werden dann pro t CO2-Ausstoss 23 Australische Dollar "Carbon Tax" zahlen müssen, die danach jährlich um 2,5% angehoben werden soll. Es ist also durchaus ein erzieherischer Wert angedacht: wer nichts unternimmt, seine Emissionen zu senken, zahlt immer mehr.

Der Bevölkerung wird die Sache schmackhaft gemacht, indem ein Teil der Einnahmen für familienpolitische Maßnahmen und Steuersenkungen genutzt werden sollen. Der Rest geht in die Förderung "Erneuerbarer Energien". Die Industrie, allen voran die mächtige Kohlebranche, wehrt sich heftig. Sie schürt gezielt Ängste der Menschen und droht mit dem Verlust tausender Arbeitsplätze. Rund 75% der Elektroenergie wird downunder durch Kohlekraftwerke produziert - sie sind auch die schlimmsten Luftverpester. Ob nun Steuer oder Emissionsreduzierung durch Modernisierungsmaßnahmen - in jedem Fall dürften die Strompreise für die Verbraucher kräftig steigen.

Wenige Wochen vor dem Klimagipfel in Südafrika könnte das neue Gesetz ein Lichtblick sein, denn Canberra hatte sich bisher allen Klimaschutzforderungen verweigert. Auch Regierungschefin Gillard, noch im Wahlkampf 2010 eine Gegnerin der seit Jahren diskutierten Steuer, mußte erst umdenken, um die Unterstützung von Grünen und einiger unabhängiger Abgeordneter für ihre Minderheitsregierung zu gewinnen. Jetzt feiert ihre Labour Party den Beschluss als "historisches Votum". Die konservative Opposition dagegen hat geschlossen gegen das neue Gesetz gestimmt. Ihr  Anführer Tony Abbott blieb der Abstimmung im Senat demonstrativ fern. Ein Senator der Koservativen argumentierte in der Debatte: "Wir koppeln unsere Zukunft an ein farbloses, geruchloses Gas - das ist der Gipfel der Dummheit!" Sinngemäß bedeutet das wohl: "Was ich nicht sehe und rieche, ist auch nicht da!" Tony Abbott hat auch bereits angekündigt, im Falle eines Sieges bei den nächsten Wahlen das Gesetz wieder aufzuheben. Diese Denkweise ist mehr als konservativ, sie ist rückschrittlich und hirnlos; denn gerade Australien leidet seit vielen Jahren ganz besonders unter dem Klimawandel.

Dagegen heißt es aus der Regierung: "Wir akzeptieren die wissenschaftlichen Einschätzungen, wir akzeptieren, dass wir handeln müssen."  Im vergleichsweise kleinen Neuseeland hat man die Kohlendioxidemissionen längst gesetzlich limitiert.

Doch zuviel Jubel wäre verfrüht: kein Gesetz ohne Schlupflöcher. Firmen, die ausländische Konkurrenten haben, die nicht mit einer vergleichbaren Abgabe belastet sind, sollen fast die gesamte Steuer wieder erstattet bekommen. Auch die Landwirtschaft, die ja nicht unerheblich emittiert, bleibt vollständig von der Taxe verschont.

2011/11/05

Auf Wunsch einer einzelnen Dame ...

Warum will DGB-Chef Sommer nicht in den SPD-Bundesvorstand?
Der SPD-Parteitag im Dezember soll eine Reform der Parteispitze beschließen. Der Parteirat, in dem bisher alle DGB-Chefs waren, soll abgeschafft werden. Stattdessen sollte Sommer beratendes Mitglied des Vorstands werden. Hätte er gesagt: ohne Stimmrecht mach ich's nicht, hätte ich das verstanden. Die Begründung, die er geliefert hat, verstehe ich dagegen nicht. >"Um den Deutschen Gewerkschaftsbund und die Einheitsgewerkschaft nicht zu beschädigen, erkläre ich hiermit, dass ich für kein Amt in der SPD zur Verfügung stehe", teilte Sommer mit.  In Gewerkschaftskreisen zeigte man sich überrascht. Öffentliche Kritik an dem Vorhaben hatte es einzig aus der Chemie-Gewerkschaft gegeben.< (reuters.com)

Tatsächlich hatte IG BCE-Chef Hülsmeier eingefordert, die parteipolitische Unabhängigkeit der Gewerkschaften müsse gewahrt bleiben: Der Witz dabei ist nicht nur, daß Hülsmeier wie Sommer langjähriges SPD-Mitglied ist, sondern dass andere Mitglieder des DGB-Vorstandes in der SPD wie auch der CDU reguläre Spitzenämter bekleiden. Insofern erscheint der rasche Rückzieher innerhalb weniger Stunden schon suspekt.

SPD-Chef Gabriel hatte so eine schöne Idee gehabt: Um das unter Schröder abgekühlte Verhältnis zu den Gewerkschaften zu sanieren, wollte er eine Mitgliedschaft auch aller künftigen DGB-Vorsitzenden - SPD-Mitgliedschaft vorausgesetzt - verankern. Sommer war auch einverstanden gewesen. "Dort habe er als DGB-Vorsitzender die Positionen der Arbeitnehmer vertreten wollen." (faz.net) Und nun die Kehrtwende. Will er nun die Interessen der Arbeitnehmer nicht mehr vertreten? Weiß er überhaupt, was die Interessen der Arbeitnehmer sind? Die Gewerkschaften haben sich in dieser Hinsicht seit etlichen Jahren nicht mit Ruhm bekleckert.

Vor gut einem Jahr hatte Sommer der Bundesregierung noch einen "heißen Herbst" versprochen - mir ist damals kein bißchen warm geworden. Die groß angekündigte Offensive verplätscherte wirkungslos und nahezu unbemerkt. Jetzt, wo urplötzlich sogar die CDU Sympathien für einen flächendeckenden Mindestlohn* bekundet, erscheint der DGB, Verdi & Konsorten umso mehr wie ein schlafender Riese. Vielleicht hat man ihm, während er schlief, auch schon die Keule weggenommen und die Zähne ausgebrochen, wer weiß. Das großartige Deutschland, Weltlieferant und Europaverbesserer - ein Niedriglohnland, mit vielen armen Kindern und Rentnern. Unsere Gewerkschaften haben nichts besseres zu tun, als für mehr Europa, Rettungsschirme und dergleichen Unsinn zu trommeln. Wie sich das mit den Interessen der Arbeitnehmer (=brave Steuerzahler) vereinbaren läßt, soll er mir mal verklickern. Macht so weiter, und die Gewerkschaften verschwinden, wie die FDP, in der Mottenkiste der Geschichte.


*Ein Mindestlohn von € 8,50 ist im Gespräch. Ist es nicht ausgesprochen komisch, dass hier, im Wahlkreis der Kanzlerin, viele Menschen für die Hälfte und weniger schuften?

2011/11/03

Wird der Bio-Sprit-Irrsinn endlich gestoppt?

Laut einer Meldung von latina-press.com haben sich UNO, Weltbank, OECD, das Welternährungsprogramm WFP und sechs weitere internationale Organisationen aufgrund einer Studie mit der Aufforderung in die G20-Konferenz gewandt, die Biosprit-Produktion nicht mehr zu fördern. Es war höchste Zeit, die Reißleine zu ziehen, aber auf soviel Einsicht bei bedeutenden Institutionen konnte man kaum hoffen. Latina-Press schreibt wörtlich: >Die Regierungen müssen “in ihren nationalen Richtlinien die Bestimmungen streichen, die die Produktion und den Verbrauch von Biosprit subventionieren oder vorschreiben”, so die Autoren der Studie “Price Volatility in Food and Agricultural Markets: Policy Responses<.

Sicher wird bei Merkel, Obama & Co. nicht sofort ein Umdenken einsetzen, immerhin bahnt sich aber eine beeindruckende Kehrtwende in der Energie- (und Welternährungs-)politik an.

regenwald.org führt zum Thema aus: "Die G20-Länder wollen mit der angeblich grünen Energie vor allem das Klima schonen. ... Doch Ethanol und Biodiesel werden fast ausschließlich aus Nahrungsmitteln hergestellt: Mais, Weizen, Zuckerrohr, Ölpalme, Raps oder Soja. ... Agrosprit verschärft damit weltweit Unterernährung und Hunger." Auf der Website kann man auch an einer Protestaktion teilnehmen, wen das Thema interessiert, der sollte dort einmal hineinschauen.

Neben der Zweckentfremdung von Ackerland wurden in den letzten Jahrzehnten auch unfaßbar viel Regen- bzw. Urwaldflächen weltweit zerstört. Damit wurde Artenvielfalt durch öde Platagen ersetzt und bedrohten Tierarten der Lebensraum genommen, was auch in Sri Lanka, Indien und anderen asiatischen Ländern zu Konflikten mit der Bevölkerung geführt hat. Etliche Male haben z. B. Elefantenherden aus Hunger die Felder der Bauern zerstört oder sind sogar in Dörfer eingefallen. Solche Meldungen vergißt man schnell, wenn sie in unseren Mainstream-Medien überhaupt kolportiert werden. Aber für die Menschen dort und für die Wildtiere ist die Situation zunehmend existenziell bedrohlich geworden. Diese Entwicklung endlich zu stoppen und vielleicht sogar rückzuführen könnte so etwas wie ein Stückchen Weltrettung bedeuten.

2011/11/01

demos kratos á la Papandreou

Wird es in Griechenland, wie Papandreou gestern verkündete, ein Referendum über die "Euro-Rettung" geben? Können wir, die wir den Rettungs-Irrsinn seit Monaten mit hilflosem Kopfschütteln verfolgen, noch hoffen? Möglicherweise hat es der griechische Ministerpräsident ja einfach satt, seinen Kopf hinzuhalten für drakonische Maßnahmen, die seine Wähler verabscheuen. AFP meldet dazu: "Außer dem massiven Protest auf der Straße und dem Widerstand der konservativen Opposition sieht sich der Regierungschef von der Panhellenischen Sozialistischen Bewegung (PASOK) auch wachsendem Unmut innerhalb seiner eigenen Partei gegenüber."

Vielleicht handelt es sich aber auch nur um einen Trick, um das Volk vorübergehend ruhigzustellen? Abstimmungen kann man so lange wiederholen lassen, bis das Ergebnis stimmt. Plötzlich und unerwartet kann es passieren, dass man nicht das nötige Geld für die Durchführung des Referendums hat. Man kann es bis Sankt Nimmerlein aufschieben, vergessen, oder äußere Zwänge (wie z.B. die „Troika“) können einem einen Strich durch die Rechnung machen. Vielleicht rät auch das Orakel von Delphi ab …

Mit den europäischen "Partnern" scheint die Ankündigung jedenfalls nicht abgestimmt gewesen zu sein: die Empörung über soviel Demokratie erscheint zu ehrlich, um gespielt zu sein. Im abgrundtief demokratischen Europa soll ein Volk über seine Zukunft abstimmen!! Europas Polit-“Größen“ reagieren je nach Temperament irritiert, aufgebracht, überrascht, bestürzt. Vor allem Sarkozy ist geschockt, drohen doch neue Gefahren für seine Großbanken. Merkel und Sarko kündigten umgehend an, sich beraten zu müssen. (Wie lange sich die anderen EU-Staaten noch mitansehen, dass die beiden immer wieder zu zweit etwas auskaspern, was dann den „Partnern“ angedreht wird, wäre auch einmal eine interessante Frage.) Brüderle und einige andere drohen Griechenland unverblümt mit Zahlungsstopp. Aber dass es im Falle eines "Nein" mit den Hilfe-Milliarden vorbei sein würde, dürfte dem Griechenchef wohl auch klar sein.

Man sollte die internationalen Polit-Theater-Akteure aber nicht unterschätzen. Sie mögen keine Ahnung haben von dem was sie tun und entscheiden, aber einige von ihnen sind blendend darin, zu manipulieren, suggerieren, manövrieren ... Vielleicht ist das ganze Blabla nur Teil eines größeren Plans. Vielleicht sollen die Griechen so sanft hingelenkt werden zu der „richtigen“ Entscheidung.

Auch wienerzeitung.at zweifelt an den hehren Zielen Papandreous und zieht Parallelen zum Zockermilieu: "Griechenlands Ministerpräsident Giorgios Papandreou pokert extrem hoch. Sollte er es mit der Ankündigung, das griechische Volk über das zweite Hilfspaket abstimmen zu lassen, tatsächlich Ernst meinen, so wäre das am Pokertisch gleichbedeutend mit >All-in<: Alles oder nichts." Aber warum macht ein gewiefter Polit-Spieler so einen riskanten Zug? Verzweiflung kann ein Grund sein. Man sieht keinen anderen Ausweg mehr und hofft, dass der Gegner seine Karten wegwirft. Es können aber auch weitaus tiefgründigere Überlegungen dahinterstecken.

Was droht den Griechen im Falle eines „Nein“? Lassen wir mal die Tatsache beiseite, dass es nicht Griechenland ist und schon gar nicht das griechische Volk, das von den Milliarden und Abermilliarden profitiert, sondern immer wieder nur die Banken und Versicherungen. (Prompt reagierten „die Märkte“ auch wieder mit Kursstürzen auf Papandreous Ankündigung.) EU und IWF würden, vermutlich schon im Vorfeld der Volksbefragung, alle Zahlungen einstellen. Griechenland wäre ob seiner Wankelmütigkeit auf lange Zeit von jeder Kreditquelle abgeschnitten. Die Folge wäre nicht nur ein unvorstellbar härterer Sparkurs, sondern vermutlich würde die gesamte Administration zusammenbrechen. Möglicherweise gäbe es sogar einen Militärputsch, um das Land vor den offensichtlich unfähigen Demokraten zu beschützen. Jedenfalls flöge Hellas achtkantig raus aus dem Euro, vielleicht aus der EU. Was dann? Weiterwursteln wie bisher? Den Wohlhabenden Millionen an Steuern schenken, tote Rentner ernähren, einen aufgeblähten, ineffektiven Staatsapparat erhalten – das alles wäre nicht mehr drin.

Die Opposition fordert vorgezogene Neuwahlen – die die PASOK sicher verlieren würde - doch sie hat keine alternative Lösung. Die griechische Opposition hat sich zuletzt nur durch Verweigerung und destruktiven Populismus hervorgetan. Alles in allem wäre also eine Ablehnung der Sparmaßnahmen die Lösung, die das Volk am allerhärtesten treffen würde. Wenn die Griechen das einsehen, ist der Bluff gelungen.