SCHÖN, DASS SIE REINSCHAUEN ...
... hier erscheinen in unregelmässiger Folge Heiteres, Albernes, aber auch bissige Satire















2012/02/25

Ich bin doch nicht abergläubisch!


Heute morgen auf dem Weg zum Bäcker: ein Ladenschild wird gereinigt, ich muss unter der Leiter durch oder den Gegenverkehr abwarten. Zu letzterem habe ich keine Lust. Als ich unter die Leiter trete, schrecke ich zurück: eine Spinne lässt sich gerade vor meinem Gesicht herunter. Warte also bis, der Weg frei ist und gehe um die Leiter herum.

Vor dem nächsten Hauseingang sitzt eine schwarze Katze und macht Miene, direkt vor mir über den Weg zu laufen. Ich blicke sie hypnotisierend an, sie guckt frech zurück. Schwitzend vor Aufregung passiere ich die Gefahr. Das Tier bleibt sitzen.

Im Bäckerladen schnappe ich mir zuerst eine Zeitung vom Tresen und studiere zitternd mein Horoskop. Es ist ausgesprochen positiv, und beruhigt trete ich mit meinen Brötchen den Heimweg an. Das schwarze Monster hat tatsächlich gelauert, bis ich zurückkomme. Viel mutiger als vorhin blicke ich ihr in die Augen. Das scheint ihr nicht zu gefallen, denn sie macht „Mau!“ und springt mir zwischen die Beine. Ich stolpere und die Brötchen fliegen in den Dreck.

Soll ich zurück zum Bäcker und das Horoskop reklamieren? Nein, ich habe auch meinen Stolz. Und schließlich bin ich nicht abergläubisch.

2012/02/23

Das Petermännchen im Schweriner Schloss


Sage aus Mecklenburg

In den Gängen und auf den Treppen des Schweriner Schlosses geht bis auf den heutigen Tag ein Geist um, das Petermännchen genannt.

Er ist ein Zwerg und sieht recht garstig und grausig aus. Gekleidet ist er wie ein Reitersmann aus dem Dreißigjährigen Kriege und trägt einen gewaltigen Knebelbart. Seine Kleider sind grau wie der Sandstein des Schlosses, und am Gürtel hat er einen Bund verrosteter Schlüssel zu hängen. Die machen, wenn er geht, ein gewaltiges Gerassel; genau wie die mächtigen eisernen Sporen an den Stulpenstiefeln. Auf dem Kopf trägt er einen großen grauen Federhut.

Lässt das Petermännchen sich blicken, so hiess es früher, gibt es bald darauf einen Todesfall im Geschlecht derer von Mecklenburg. Es geht aber manchmal auch eine weiße Frau um, und dann darf das Petermännchen sich nicht sehen lassen. Auch in der heiligen Weihnacht darf er, wie alle bösen Gespenster, nicht umgehen. Außerdem kann man ihn mit einem krähenden Hahn in die Flucht schlagen.

Sonst ist er aber ein störrischer Gesell, der sich aus Bannsprüchen und Weihwasser nichts macht. Er soll auch schon Geistlichen, die versuchten, ihn zu bannen, Grimassen geschnitten und lose Reden wider sie geführt haben.

Lässt er sich auch selten blicken, so kann man ihn doch oft hören. Er pocht und klopft, rasselt mit den Schlüsseln, wirft die Türen und lässt ein lautes, heiseres Lachen ertönen. Begegnet man ihm doch einmal auf den engen Treppen oder in den Gängen, so spreche man schnell ein Stoßgebet. Sonst wird man gepackt, ehe man sich's versieht, und die Treppen hinuntergeworfen – wohl dem, der's mit heilen Gliedern übersteht.

Am liebsten jedoch erscheint er in der Galerie, welche sich im ersten Stock um den Innenhof zieht. Hier stapft er bei Tage wie bei Nacht in seinen großen Stiefeln herum, ficht mit den Armen und knurrt und brummt wie ein boshafter Kater. Begegnet ihm hier jemand, wirft er ihn zwar nicht von der Galerie herunter, aber bläst ihn an mit seinem grabeskalten Odem, so dass einem angst und bange wird. Derjenige bleibt wie betäubt stehen, bis ein anderer Mensch zu Hilfe kommt. Danach ist man lange krank und nicht wenige sind bald darauf gestorben.

Einen jungen Soldaten hat der Kobold einst sogar auf der Stelle getötet, weil er nicht an ihn glauben wollte. Der Bursche war erst kurze Zeit im Dienste des Herzogs von Mecklenburg, und seine Kameraden warnten ihn vor dem Petermännchen. Da lachte er und wollte nichts davon wissen. Als er nun aber allein auf Schildwache stand, da kam plötzlich der Geist direkt auf ihn zu. Er dachte, die Kameraden hätten einen Zwerg verkleidet, um ihn zum Besten zu haben; legte an und rief: „Steh und gib Antwort, du kleiner Hexenkerl, oder ich gebe Feuer!“

Da schnitt das Petermännchen eine böse Grimasse, sprang ihn an, wie es Katzen tun und gab ihm eine Ohrfeige. Da stürzte der junge Bursche zu Boden und war augenblicklich tot. Seine Kameraden aber hatten alles aus der Ferne mit angesehen.



2012/02/12

Werwölfe in Mecklenburg

1

Eine junge Frau, deren Mann aus rätselhaften Ursachen häufig abwesend war, schöpfte den Verdacht, dass er ein Werwolf wäre.

Eines Tages arbeiteten beide auf dem Felde. Nach kurzer Zeit schlug sich der Bauer in die Büsche und kam nicht wieder. Plötzlich aber kam ein Wolf aus dem Gebüsch gesprungen. Er lief auf die Frau zu, faßte mit den Zähnen ihren roten Rock und zerrte sie hin und her. Durch Schreien und Schlagen mit der Hacke konnte sie ihn vertreiben.

Bald darauf trat der Mann aus demselben Busche, wo der Wolf verschwunden war. Sie klagte ihm die ausgestandene Angst. Er lachte, und dabei zeigten sich steckengebliebene Wollfäden zwischen seinen Zähnen.

Die Bäuerin zeigte ihren Mann dem Richter an, und er wurde verbrannt.


2

In Vietlübbe bei Lütz lebte vor mehr denn 300 Jahren ein beherzter Bauer. Eines Tages ritt er in die Stadt, um Einkäufe zu machen. Als er auf dem Rückweg war, wurde es schon dunkel, und er musste durch einen finsteren Tann. Als er durch einen Bach ritt, dessen Ufer mit Erlengestrüpp bewachsen waren, wurde das Pferd unruhig. Schließlich wollte es nicht weiter vorwärts. Erstaunt über das ungewohnte Benehmen des Tieres, wollte er absteigen, um es am Zügel zu führen. Da sprang ein Wolf aus dem Ellerndickicht und schnappte nach dem Pferde.

Da brauchte der Bauer das Pferd nicht mehr antreiben, es lief, was es konnte, um dem Feind zu entrinnen. Doch bald war es erschöpft, der Verfolger holte es ein und sprang ihm nach der Kehle. Der Bauer aber dachte bei sich, dass es schon seit Jahrhunderten in der Gegend keine Wölfe gäbe und dass das Untier vielleicht ein Werwolf sei. Es ging nämlich ein Gerücht im Dorfe, dessen er bisher nicht geachtet hatte, von einem Nachbarn, der sich verwandelte und manche Beute nach Hause brächte.

Nun hatte unser Bauer auch gehört, dass so ein Werwolf augenblicklich seine menschliche Gestalt annehmen müsse, wenn man ihn beim Taufnamen riefe. Als daher der Wolf das Pferd zu zerfleischen drohte, rief er: „ Bist du das, Gevatter Johannes Nieber?“

Kaum waren die Worte aus seinem Munde, als der Wolf sich in einen Menschen verwandelte und sein Gevatter vor ihm stand und ihn flehentlich bat, er möge nichts nachsagen. Er wollte ihm auch nie wieder etwas zuleide tun und den Schaden, den das Pferd durch die Bisse erleiden musste, ersetzen.

Der Bauer versprach zu schweigen, ließ ihn aber zuvor geloben, sich nie wieder in einen Werwolf zu verwandeln. Man hat auch in der Gegend nie wieder etwas von einem Werwolfe gehört.


Illustration: http://www.kostenlose-grafiken.de

2012/02/08

Im galaktischen Vergnügungsviertel


Das Weltall erscheint uns so rätselhaft und fremd, vor allem aber so unfaßbar weit, daß viele Menschen seine Dimensionen am liebsten verdrängen. Wer denkt schon gern darüber nach, wie verletzlich wir sind und wie bedeutungslos; die wir uns festklammern an einem Brocken Materie, der im All weniger als ein Staubkörnchen ausmacht. Unser gerühmter blauer Planet, Alles für uns menschliche Mikroben, ist in Wahrheit ein absolutes Nichts!

„Astronomie, das ist mir zu hoch“, denken die meisten, „das kann ich sowieso nicht verstehen oder mir vorstellen.“ Diese Scheu ist jedoch völlig unbegründet. Das Leben im All verläuft völlig normal, ja geradezu vertraut. Das Dasein der Sterne und Galaxien muss uns nicht länger bedrohlich und unverständlich erscheinen, wenn wir ihr geheimes Leben erforschen und uns verdeutlichen, wie sehr ihre Existenz der menschlichen ähnelt.

Lassen Sie uns gemeinsam den Alltag in unserer Galaxiengruppe beleuchten, und Sie werden sehr bald Verständnis, ja Sympathie für die Sterne entwickeln.
Sterne werden nicht wie wir geboren, sondern vom Klapperstorch gebracht.

Unterlassen Sie das!
Ich kann deutlich erkennen, was hinter
Ihrer Stirn vorgeht! Bis morgen schreiben Sie einhundertmal
den Satz „Ich soll mir nicht die Sterne beim Sex vorstellen!“

Wir wissen so gut wie nichts über die Lebens- und Arbeitsweise des intergalaktischen Klapperstorchs, denn er nutzt die sogenannten planetarischen Nebel, um sein Treiben zu verbergen. In dieser undurchsichtigen Schutzhülle wachsen die kleinen Sternenbabies, von unseren neugierigen Teleskopen unbehelligt, heran. So ein Sternenkindergarten ist zum Beispiel der Orion-Nebel.

Schon den kleinen Sternenkindern paukt man ein, „Die Kraft“ zu fürchten. Wer sein Dasein fromm und genügsam verbringt, so erfahren sie, den wird „Die Kraft“ nicht zu belohnen vergessen. Je kleiner und bescheidener, um so länger lebe ein Stern.

Die großen Supersterne dagegen, die Angeber und Verschwender, verbrennen in nur wenigen Millionen Jahren in ihrem eigenen Kernfeuer. Ihr Ziel ist es meist, zur Supernova zu werden, um die Bewunderung und den Neid aller zu erregen. Ob das gelingt, bleibt fraglich, denn in ihrer rücksichtslosen Ruhmsucht zerstören sie andere mit. Für dieses fragwürdige Ziel verausgaben sich die Riesensterne völlig. Doch was kommt danach? Eine einzige spektakuläre Explosion, um dann vielleicht ein Leben als Neutronenstern zu führen, unbedeutend; selbst gegenüber den weißen Zwergen winzig wirkend, und ob der ungeheuren eigenen Masse an schmerzenden Füssen leidend in Ewigkeit?

Rote Zwerge sind die Vorbilder, die man den kleinen YSOs (young stellar object’s) unter die Nase reibt, die netten Omis und Opis des Alls. Auch unsere Sonne wird schon in einem Dutzend Jahrmillionen zu so einem Sympathieträger werden!

Wenn die Kleinen nicht parieren, wird ihnen mit dem fürchterlichen, alles verschlingenden schwarzen Loch gedroht. Ein Ammenmärchen, sagen die einen. Jedenfalls habe man noch keinen Stern erzählen hören, dass er es wirklich gesehen hätte. Kein Wunder, sagen die anderen. Es verschlucke ja jeden, der sich ihm nähert! Soviel zur Sternenpädagogik.


Unsere Milchstraße dagegen ist ein Altersheim, denn ihre Nebel können keine neuen Sterne mehr hervorbringen. Ihre ältesten Sterne werden auf zwölf Milliarden Jahre und älter geschätzt. Das ist weiter nichts Schlimmes, sondern eher ein Grund zum Stolz, denn die großkotzigen Riesensterne werden ja gar nicht so alt!

Da Sterne fast durchweg sehr gebildet sind, haben sie auch alle ihren Marx gelesen und wissen seitdem: „Einigkeit macht stark!“ Aus diesem Grund haben die einzelnen Galaxien sich zu Galaxienhaufen verbündet. Unserer heißt Lokale Gruppe. Die Milchstraße und die Andromeda-Galaxie sind die Supermächte und geben in der Organisation den Ton an. Triangulum und die Große sowie die Kleine Magellansche Wolke versuchen noch dagegen anzustinken, aber das ungefähre Dutzend Zwerggalaxien hat nichts zu melden und ist froh, den Schutz der Großen geniessen zu dürfen. Immerhin wird die Union der Lokalen Gruppe noch durch die Gravitation zusammengehalten, während das restliche All allmählich auseinanderdriftet.

Unter den verschiedenen Galaxien und Gruppen herrscht oftmals Abneigung, wenn nicht gar Rassismus. Kein Stern wagte sich in eine fremde Galaxie, weil er hemmungslos gemobbt würde!
So ist alles straff organisiert und jeder weiss, wie er zu rotieren hat. Die kleinen umkreisen die jeweils grösseren und suchen eifrig nach der Stelle, wo man ihnen in den Hintern kriechen kann. Das kommt Ihnen doch sicher bekannt vor, nicht wahr?

Bei aller strengen Ordnung geht es natürlich nicht ohne ein Vergnügungsviertel. Denn wenn man erst einmal Unzufriedenheit aufkommen läßt, könnte das zu Unruhen oder gar einer Revolution führen; welche doch immer ein ziemlich unangenehmes Durcheinander verursachen. Erinnern Sie sich noch an den Urknall? War ja mal ganz nett, aber ein paar Billionen Jahre Planungssicherheit sind auch nicht zu verachten.

Die ultimative Attraktion auf dem megagigantischen Rummelplatz ist Pulsaria, die Tänzerin, die sich rasend schnell dreht. Mit wehendem Schleier, geschmückt mit funkelnden Steinen, sendet sie im rasenden Takt ihres Tanzes gleissende Strahlen aus, um Zuschauer anzulocken. Der zuckende, schnelle Rhythmus der Pulse ist verheißungsvoll und warnend zugleich. Und wie alle Schlampen hat sie eine magische Anziehungskraft auf ihre Verehrer.

Lechzend stieläugeln unsere lieben Senioren nach ihr. „Die Kraft“ hat sie gestraft für ihre Lüsterheit - mit ewigem Siechtum als weisse Zwerge. Pulsaria dagegen würdigt sie keines Blickes - wen kümmern schon kaum leuchtende Zwerge – aber sie nährt sich von ihrer Bewunderung.

Unnötig zu erwähnen, daß die „guten“ roten Zwerge sich natürlich nicht auf dieser sündigen Meile sehen lassen.

Da wäre noch etwas zu erwähnen, das Sie sicher brennend interessiert: die extraterrestrischen Lebewesen. Ich muss Sie enttäuschen: sie sind reine Fama. Warum sollte die Natur einen so gravierenden Irrtum wie unsere Erschaffung zweimal machen? Fragen Sie doch mal einen gewissen Mr. Spock, ob das logisch wäre!

Illustration: http://www.freegifs.de

2012/02/06

Hans und der Hexenritt


Es war einmal ein alter Bauer. Dessen Weib hatte es mit Hans, dem Knecht.

Eines Abends, als der Bauer schon im Bett ist, aber die Frau noch in der Küche, da tritt der Hans zu ihr herein. Sie ist aber gerade dabei, ihrem grauen Kater und sich selbst die Beine mit einer Salbe zu bestreichen.

„Was machst du da?“ fragt Hans.

Die Bäuerin antwortet: „ Ich will auf den Blocksberg, willst du reinen Mund halten, kannst du mit und mein Bediensteter sein.“

Darauf heißt sie ihn den schwarzen Hahn holen. Als beide Tiere mit der Salbe bestrichen sind, stehen da mit einem mal ein Grauschimmel und ein schwarzer Hengst. Die Frau setzt sich auf den Grauen, spricht:

„Up und davon,

nirgends an!“

und fort geht’s mit ihr durch den Schornstein.Jetzt springt Hans auch auf seinen Hengst, und da sie gesagt hat, er solle ihr alles nachtun, er aber den Spruch nicht recht gemerkt hat, sagt er:

„Up und davon,

alleweg an!“

und da geht’s auch mit ihm durch den Schornstein, aber auf der weiteren Reise prallt er bald gegen einen Baum, bald gegen einen Felsen. So kommt er ganz zerschunden schließlich auf dem Blocksberg an. Das Bauernweib ist schon abgestiegen und heißt ihn die Pferde halten und bei den anderen Bedienten bleiben. Nach einiger Zeit werden sie zwar zum Schmause geholt, aber als es ans Lieben geht, werden die Knechte fortgeschickt. Als alles vorüber ist, setzen sie sich wieder auf die Pferde und reiten heim. Den Hans aber wurmt es, dass er nicht hat mittun dürfen, und er verübelt der Hexe auch die vom Hinritt zerschlagenen Glieder. So überwirft er sich mit der Bäuerin und geht bald darauf anderswo in Dienst.

Er nimmt sich aber vor, der Hexe einen Schabernack zu spielen. Mit einigen Kameraden versteckt er sich abends am Kreuzweg unter aufgestelltem Ackergerät. „Wollt ihr sehen, wie das Weib mit dem Altknecht zum Blocksberg reitet, so kommt mit.“

Sie sitzen auch nicht lange in dem Versteck, da hören sie schon den Hufschlag. „Seht, seht,“ ruft Hans, „das alte Bauernweib auf ihrem Grauschimmel, und hinter ihr auf dem Rappen, das ist der Altknecht!“

Sie bemerken, dass die beiden gegen den Kreuzweg reiten, aber nicht hinüberkönnen, sondern längs des einen Weges ihren Ritt fortsetzen müssen.

Am anderen Tag ist Hans auf dem Felde, als er plötzlich bemerkt, wie seine ehemalige Bäuerin sich nähert. Vergeblich sieht er sich um, wo er sich verstecken könnte. Da verfällt er auf einen langen Strick, der auf dem Wagen liegt. Flink holt er ihn, schlingt ihn um den Leib und dann zwischen den Beinen durch, den Rücken hinauf über die Schulter, worauf er die Enden vorn mit einem Kreuzknoten zusammenbindet. Nun trägt er vorn und hinten ein Kreuz, und die Alte kann ihm nichts anhaben.

Als sie herankommt, und das sieht, verlegt sie sich aufs Bitten. Sie gibt ihm gute Worte: er möge doch wieder zu ihr ziehen, und es solle allles vergessen sein. Hans antwortet, er hätte kein Verlangen danach. Da bittet sie, doch wenigstens seinen Kameraden zu sagen, dass sie gestern nicht auf dem Grauschimmel geritten sei und bietet ihm zwanzig Taler dafür an. Das verspricht er zu tun und bekommt das Geld.

Als er aber abends mit den anderen Knechten bei einem Krug Bier sitzt, sagt er zu ihnen: „Hört mal, ich habe euch gestern gesagt, dass das alte Bauernweib auf dem Grauschimmel reitet. Das ist aber gar nicht wahr: sie ist nur auf ihrem grauen Kater geritten.“

Sage aus Mecklenburg


2012/02/05

Umfrage

Welches politische/gesellschaftliche Ereignis fürchten Sie 2012 am meisten?

Wulffs Rücktritt

00,50%

Cindy aus Marzahn wird neue Bundespräsidentin

23,23%

Weltuntergang

17,98%

Merkel verurteilt Maya wegen ausbleibenden Weltuntergangs, fordert Entschuldigung und erwägt Angriff

21,80%

Wechselkurs USD 1:1 EUR

72,01%

der Islam übernimmt Europa und die Scharia wird eingeführt

51,02%

China kauft Europa und der Kommunismus wird eingeführt

82,75%

Cuba übernimmt Europa und wir werden alle verhungern

99,77%

die Maya versklaven Europa und wir alle müssen steinerne Kalender meißeln

36,91%

Großbritannien übernimmt Europa, die EU wird aufgelöst

11,07%

die Bunderegierung wird geschlossen von einem UFO entführt (BILD: Waren es die Maya?)

04,28%

saudumme Umfrage-Fakes grassieren

66,66%

Summa

488,08%


Fazit: 488,08% aller Internetnutzer nahmen an der Umfrage teil. Vielen Dank!

2012/02/03

Aus dem Bau geplaudert

Bei uns im Nordosten kommt man mit der Sanierung von Baudenkmälern einfach nicht hinterher: der Zahn der Zeit nagt an ihnen mit tödlicher Karies. Einige Gemäuer sind unter Kraut und Rüben kaum noch auszumachen – man könnte sie Gewächshäuser nennen. Andere dagegen sind die reinsten Urinen.

2012/02/02

Tyrannocatus rex


Eine kleine Miezekatze
- kritzekratze -
Saß vor meiner Tür.
"Wohnen will ich nun bei dir!"

Erwählt hat mich das verwaiste Wesen
Schon fang' ich an, umherzupesen
Und zum Wohl des Gast's entsteht
hetzende Aktivität.

Brauchst ein Körbchen und ein Klo
Spielzeug; Futter sowieso.
Dann geht das Gesuche los -
Wo ist denn unser Schätzchen bloß?

Die Gardine ist zerrissen,
Der Kaktustopf entzei geschmissen,
Vom Übeltäter keine Spur
Wo steckt das Ungeheuer nur?

Sorge greift mir schon ans Herz,
Da durchfährt mich spitzer Schmerz:
Kleine Krallen stecken jäh
In der Ferse und im Zeh.

Vorher warst du doch so lieb!
Doch für deinen Jagdtrieb
Kleine Bälle aus Papier
Kullre ich umher vor dir.

Und mit einer langen Schnur
Spielen wir dann auf dem Flur
Immer wilder, immer schlimmer
Toben wir durch alle Zimmer.

Keuchend ich - erschöpft bist du,
Endlich ist nun wieder Ruh.
Welch ein Lohn ist dieses Bild:
Schlummerst selig, schnurrest mild.

Kleine Katzen müssen jagen,
Ein gelieh'nes Buch zernagen,
Maunzend jammern in der Nacht
Dass das ganze Haus erwacht.

Früher war ich einmal frei.
Jetzt leb' ich in Sklaverei;
Solch' wunderweichem, schnurrenden Herrn
unterwerf' ich mich willig, ergeb' ich mich gern.

2012/02/01

Rundfunkgebühren für Gammelfleisch!

Satire
Man hört ja immer wieder die dreiste These, Langzeitarbeitslosigkeit mache krank. Schlechte Ernährung, eingesparte Arztbesuche, Verarmung der Sozialkontakte, Depressionen durch Perspektivlosigkeit und anderes werden ins Feld geführt, um diese abstruse Theorie zu belegen. Das alles aber müsste nicht sein! Vielmehr sollten Sozialschmarotzer doch nach einer gewissen Phase unverdienterFreizeit ausgeruht und leistungsfähiger denn je sein.

Schlechte Ernährung lässt sich zum Beispiel vermeiden, indem man in der ostdeutschen Wildnis einen Acker urbar macht und sich seine Vitamine selbst anbaut. Solch Initiativen sind nicht nur lobenswert, sondern auch zu einem kommerziellen Unternehmen ausbaubar. Satte Gewinne und dankbare Kundschaft winken. Sollte das Hanffeld allerdings entdeckt werden, und der weitere Lebensweg durch den Knast führen, ist man in dieser Zeit wenigstens versorgt.

Mit dem verbalen Abfall, den einige Politiker produzieren, könnte der Hobbylandwirt sicher pro Jahr drei bis fünf Schweine mästen. Allerdings muss noch geklärt werden, ob wir aus Rücksicht auf unsere muslimischen Mitbürger in Zukunft auf den Genuss von Schweinefleisch verzichten müssen.

Mit dem allgemeinen Fehlurteil, Arztbesuche dienten der Gesundheit, muss endlich einmal aufgeräumt werden. Ist es nicht eher so, dass die Leute immer wieder zum Arzt laufen? Das müssten sie ja wohl kaum tun, wenn der sie gesund machen würde.

Auch Sozialkontakte werden eklatant überbewertet.
Ihre ehemaligen Freunde wollen nichts mehr mit Ihnen zu tun haben, Sie bekommen kaum noch Besuch? Haben Sie auch bedacht, dass dadurch Ihre Bewirtungskosten entfallen? Müller und Meier labern Sie nicht mehr voll (machen Sie sich positiv bewußt, wie sehr Sie das immer genervt hat!). Sie haben jetzt Zeit und Muße, Ihren eigenen Ideen nachzuhängen und entwickeln so vielleicht wahre Genialität. (wie die Autorin)

Sollten Sie noch dazu einige Tage nichts gegessen haben, kommen Sie allmählich in einen euphorischen Zustand, und die Einfälle purzeln nur so aus dem Hirn. Treten Sie sie nicht in den Schmutz, sondern hegen und pflegen Sie sie! Mögen Sie auch etwas missgestaltet aussehen, es sind immerhin Ihre geistigen Kinder! Bei diesem Ideenfindungsprozeß können natürlich auch Produkte aus Ihrem Feldbauprojekt unterstützend wirken – ist auch billiger als saufen. Etwas undeutscher vielleicht, aber wir müssen ja nicht alle NPD wählen, oder?

Die reine Narretei ist ja nun die vorgebliche Perspektivlosigkeit. Im Gegensatz zu diesem gern ins Feld geführten angeblichen Nachteil ist es doch eher so, dass die Chancen wachsen, je länger jemand arbeitslos ist. Als Beispiel sagen wir mal: ein paar Jahre. Das ist doch toll! Im ursprünglichen Beruf gilt der (angeblich) Arbeitssuchende – im folgenden: (a.) A. - als nicht mehr qualifiziert. Er muss sich also nicht mehr festlegen lassen; alle Wege stehen ihm offen! Das erleichtert auch die Pflicht, im Monat soundsoviele Bewerbungen nachzuweisen. Falls der (a.) A. bisher schier verzweifelte, weil es auf seinem Gebiet keine Stellenangebote gab, dann ist jetzt damit Schluss! Er kann sich bewerben, wo immer er will – abgelehnt wird er sowieso! Na, ist das Freiheit?

Und den Älteren, die angeblich nuller als null Chance haben, sei gesagt: extra für diesen Personenkreis wurden attraktive Stellen geschaffen, und das schon vor Jahrzehnten! So musste zum Beispiel wiederholt die Planstelle des Bundespräsidenten behelfsmäßig besetzt werden, weil sich nicht genügend geeignete Bewerber fanden. Sie können Reden ablesen und Hände schütteln? Na also: ran an den Job! Die paar Jahre Arbeitslosigkeit bis zur nächsten Bundespräsidentenwahl reißen Sie doch auf einer Gesäßbacke `runter!

Oder Sie machen es wie eine der Autorin bekannte Person und konzentrieren sich auf die nächste Bundestagswahl. Da wären dann der eine oder andere MdB-Job zu vergeben. Und im Gegensatz zum Schreiner-, Kraftfahrer- oder Krankenschwesterberuf herrscht bei der Ausübung dieser Tätigkeit nicht einmal Anwesenheitspflicht. Ich fürchte sogar, wer zu oft da ist, fällt eher unangenehm auf. Die erwähnte, der Autorin bekannte Person, ich möchte sie hier einmal Reiner Hohn nennen, möchte Arbeitslosenbekämpfungsminister werden. Mit nachfolgenden innovativen Ansätzen fordert er sämtliche Unionspolitiker zu einem Ideenwettstreit heraus. (Unberücksichtigt bleibt dabei, dass es sich bei „Hartz IV“ um einen fatalen arbeitsmarktpolitischen Holzweg handelt. Optimierung der Drangsalierung sei das Ziel!)

Zuerst einmal werden für dieses wandelnde Gammelfleisch sämtliche Feiertage gestrichen. Wer alle Tage frei hat, kann an den paar Tagen im Jahr problemlos gemeinnützige Arbeit leisten – unvergütet, versteht sich! Des weiteren werden nach dem sensationellen Erfolg der Ein-Euro-Jobs (die Medien berichteten) nun weiterführende Fünfzig-Cent-Jobs ins Leben gerufen. Diese dienen nicht sinnvoller Arbeit, sind aber hervorragend geeignet zum Aussortieren Arbeitsunwilliger. Die exakte Durchführung der Maßnahme befindet sich noch in der Planungsphase. Im großen und ganzen wird es so ablaufen, dass der Nassauer (böswillige Arbeitsverweigerung wird als Normalfall vorausgesetzt) fünfzig Cent pro Stunde zu zahlen hat für das Recht, zu arbeiten.

Da von Städten und Gemeinden immer wieder Klagen über die hohen Unterkunftskosten kommen, sollte eine Umsiedlung der betreffenden Personen in kostensparende Baracken- oder Containersiedlungen in Betracht gezogen werden. Billige und gesunde Verpflegung aus der Gulaschkanone macht dann auch einen großen Teil der heutigen Alimentierungszahlungen überflüssig. Tägliche Morgenappelle fördern einen geregelten Tagesablauf.

Die widersinnige Befreiung von den Rundfunkgebühren für sogenannte Bedürftige wird abgeschafft, denn niemand sieht soviel fern wie Arbeitslose! Und wer viel nutzt, muss auch viel zahlen. Vielmehr soll ab einem noch festzusetzenden Stichtag auf jeden Hartz-IV-Empfänger - wie auch auf jeden Rundfunk- und Fernsehempfänger – „GEZ“ erhoben werden.

Einzelne Individuen (notorische Meckerköppe) die diese sinnvollen Maßnahmen für unzumutbar halten, werden auf Bildungsreise geschickt: beispielsweise nach Ost-Timor, Burkina Faso oder Haiti. Sollten sie zurückkehren, erhalten sie die Möglichkeit, der Behauptung, Hartz IV wäre menschenunwürdig und unerträglich, öffentlich abzuschwören.

In der Übergangsphase müssen vorrangig Kontrollen und Bürokratie ausgebaut werden. Das schafft Arbeitsplätze! Vor allem für Spitzel und Spanner, die sowieso keiner leiden kann, und denen darum für ihr seelisches Gleichgewicht dringend Erfolgserlebnisse verschafft werden müssen. Und den (a.) A.s wird bewusst, dass Arbeit richtig Spaß machen kann, wenn sie den persönlichen Neigungen entgegenkommt.

Die äußerst verdächtigen Ein-Personen-Bedarfsgemeinschaften sollten hierbei besonders unter die Lupe genommen werden, denn es ist unnatürlich, wenn der Mensch als Sozialwesen allein lebt. Hier muss man einen ständigen Überwacher etablieren, der für eine detaillierte Beobachtung von Besuchern zuständig sein wird. Kommt es zu Sexualkontakten, kann von einer Partnerschaft ausgegangen werden, und die öffentliche Hand ist von Leistungszahlungen für den (a.) A. Entbunden.

Bei allen diesen Maßnahmen sollten wir nicht aus den Augen verlieren, dass Langzeitarbeitslose eine wichtige Ventilfunktion erfüllen – als Fußabtreter der Nation. Es muss also sorgfältig auf eine angemessene Bestandserhaltung geachtet werden. Zum Erhalt der gottgewollten Ordnung ist es weiterhin notwendig, dass der Steuerzahler diese Unterschicht der Gesellschaft als Plage empfindet. Denn gäbe es die Arbeitslosen nicht, müssten wir sie erfinden!