SCHÖN, DASS SIE REINSCHAUEN ...
... hier erscheinen in unregelmässiger Folge Heiteres, Albernes, aber auch bissige Satire















2011/10/26

Der Damhirsch und der Mistkäfer

Es war einmal ein Mistkäfer, der war traurig, denn er war sehr einsam und litt bitteren Hunger. Und wie er nun auf einem Waldweg saß und sein Elend beweinte, kam ein Damhirsch angelaufen. Er machte bei dem Käfer halt, denn er war am Ende seiner Kraft. „Mistkäfer, rette mich," keuchte er mit letztem Atem, „die Jäger sind hinter mir her. Wenn du mir hilfst, will ich dir zum Dank einen Haufen machen, dass du dein Lebtag genug hast."

Und der Mistkäfer blickte auf die Wampe des Hirsches, die beinahe bersten wollte, denn er hatte sich den Bauch im halbreifen Kornfeld vollgeschlagen. So fiel ihm das Laufen, ja selbst das Luftholen schwer.

„Ja," sagte er, „ich will dir helfen, dich zu retten. Mach einen Haufen, so wirst du dich erleichtert fühlen und den Jägern entkommen."

Der Hirsch tat, wie ihm geheißen, und lief auf flinken Hufen davon. Den Jägern mit ihrem müden Pferden gelang es nun nicht mehr, ihn einzuholen.

Der Mistkäfer aber lebte von nun an im Überfluß: er aß sich richtig satt, nahm sich eine Frau und zog zahlreiche gesunde und kräftige Kinder groß.

2011/10/21

Ameisen im Bildungswesen; Termiten in Ministerhirnen?

Die Arbeiterinnen im Ameisenstaat müssen wohl recht glückliche Wesen sein: sie tun ununterbrochen ihre Pflicht, opfern, wenn nötig, ihr Leben fürs Volk, aber wissen, dass sie rein gar nichts wert sind. Das scheint für sie völlig o.k. zu sein; ich jedenfalls habe noch keine Ameise gesprochen, die dieses System in Frage gestellt hätte.

Die Kultusministerkonferenz - für die ich besondere Freundschaft hege, seit die unsägliche "Rechtschreibreform" mit Feuer und Schwert durchgesetzt wurde - würde gern ein ähnlich nützliches System für uns Menschen einführen. Bedauerlicherweise gibt es mal wieder einige Schlaumeier, die dagegen stänkern.

Konkret geht es um die Einführung eines Europäischen Bildungspasses, der berufliche Mobilität in Europa fördern soll. Arbeitgeber sollen durch einheitliche Standards einen schnellen Überblick über die Qualifikation eines Bewerbers bekommen. Schon ab 2012 soll auf Arbeitszeugnissen ein entsprechender Vermerk stehen. Aber zuvor müssen diese Standards erarbeitet werden. Hierbei geht es nun in D um die Frage, ob Abitur und Facharbeiterabschluß auf einer 8teiligen Skala bei Stufe 4 eingeordnet werden, wie Arbeitgeber, Gewerkschaften, Bundesregierung und vernünftige Menschen es für richtig halten; oder ob das Abitur nach dem Willen der deutschen Kultusminister höher (Stufe 5) bewertet wird. Die Online-Ausgabe der Berliner Morgenpost schreibt dazu: "Damit sollen die «Besonderheiten des deutschen Bildungssystems» berücksichtigt werden, sagte der Präsident der Kultusministerkonferenz, (Bernd Althusmann (CDU/Niedersachsen), am Freitag in einer Mitteilung in Berlin." Aha. Welche Besonderheiten meint er wohl? Die Ungerechtigkeit? Die Ineffizienz? Die miserable Qualität? Den schlechten Ruf? Die politische Vernachlässigung von Bildungsfragen? Ich kann mir da keinen Reim drauf machen.

Ein Jungfacharbeiter ist in der Lage, eine beliebige berufsspezifische Aufgabe mehr oder weniger selbständig zu erfüllen. Und was kann ein Abiturient? Warum soll er mehr wert sein? Es kann wohl nur daran liegen, dass er ein höherwertiger Mensch ist. Also einer, der im Prinzip das Zeug hat, mal Kultusminister zu werden. Die anderen dagegen sind die, die - egal nach welchen Regeln - die Rechtschreibung nie so richtig kapieren werden. Wunderbar. Verstößt nicht gegen Artikel 3 des Grundgesetzes (Gleichheitsgrundsatz), denn von Bildung ist dort nicht die Rede.

Armes, reiches Geburtstags"kind" Liliane

Liliane Bettencourt wird heute 89 - doch es dürfte kaum eine gemütliche Familienrunde geben. Dass ausgerechnet ihre "Rabentochter" Francoise die Vermögensverwaltung übernehmen soll, verbittert Madame besonders. Sie droht mit Auswanderung. Ihr Anwalt sagt, das französische Zivilrecht verbiete es auch Entmündigten nicht, das Land zu verlassen. Ich nehme an, das ist so richtig, auch wenn es mich wundert. spiegel-online meint dazu: "Ihre Tochter ließ sie entmündigen, aber den Mund lässt sich die Mutter dennoch nicht verbieten." Oh nein, wenn sie sich auch zeitweise nicht einmal an ihre Enkel erinnern kann: sie genießt es, sich öffentlich zu äußern, gibt bereitwillig und ohne jede Diskretion Interviews.
 


Ich arbeite gewöhnlich bis spät in die Nacht am Computer und mache danach noch einen Nachtspaziergang mit meinen Katzen. Vorgestern morgen um ca. 2.30 Uhr begegnete uns im Hausflur ein älterer Mann im Schlafanzug, der einen etwas ratlosen, aber sonst netten Eindruck machte. Er bat mich, die Haustür offenzuhalten, ging hinaus und betrachtete das Haus. Dann nickte er und murmelte, zurückkehrend: "Das ist wohl richtig." Ich muß dazu sagen: Er kam mir vage bekannt vor, aber bei 72 Mietparteien kennt man eben nicht jeden so genau. Dann überraschte er mich mit der charmanten Formulierung: "Wissen Sie, ich bin demenzkrank. Das ist ... man verliert..." Man verliert Erinnerungen, gelegentlich findet man sie aber auch wieder. Ich fand es insoweit bemerkenswert, daß ich noch nie von Betroffenen selbst gehört habe: "Ich bin demenzkrank."
 

Madame Bettencourt ist zu dieser Einsicht offensichtlich nicht fähig. Obwohl ein Gutachten und nachfolgend auch das Vormundschaftsgericht festgestellt hat, daß sie an Morbus Alzheimer leidet, will sie das nicht wahrhaben. Stattdessen überzieht sie die Personen, die sie (möglicherweise) lieben, sich verantwortlich fühlen und Sorgen um sie machen, seit Jahren mit Beschimpfungen, die ihre Mutterliebe als sehr fragwürdig erscheinen lassen. So soll sie ihre einzige Tochter im Juni "gestört" genannt haben. Der Sonntagszeitung "Journal du Dimanche" sagte sie: "Meine Tochter sollte zu einem Psychiater gehen angesichts ihrer vielen psychologischen Probleme." Falls das so wäre, müßte man die Ursache vermutlich in Francoises Kindheit suchen ...

spiegel-online berichtet weiter: "Die milliardenschwere Hauptaktionärin des Kosmetikkonzerns L'Oréal hat ihrer einzigen Tochter bereits vor zwei Wochen einen "Atomkrieg" angedroht, sollte die ihre "Schikanen" nicht beenden." Die Schikanen bestehen darin, daß Tochter Francoise versucht, dem Schmarotzertum der Entourage von Madame einen Riegel vorzuschieben. Bettencourt wird als lebenslustig beschrieben, sie ist gern von Freunden umgeben. Das ist nichts Schlimmes. Aber wenn ich mit Millionen um mich werfe, finden sich natürlich reichlich "Freunde" ein. Das zu erkennen, scheint Madame aber nicht in der Lage zu sein. Wenn man lieber einem Heer von dubiosen Beratern und Anwälten Vertrauen schenkt, als den eigenen Angehörigen, stehen die Chancen, schamlos ausgenutzt zu werden, weitaus besser als die der Wiederwahl ihres Protegés "Le Couvert" Sarkozy. Der Wunsch, Liliane Bettencourt vor sich selbst zu schützen, erscheint mir legitim.

Der Tochter wird in der Berichterstattung gern Gier vorgeworfen. Ich denke, man tut ihr damit Unrecht. Francoise Meyers ist nicht nur frei von finanziellen Soregn, sondern Geld dürfte in ihrem Leben überhaupt nicht die überragende Rolle spielen. Sie ist sehr religiös und Wissenschaftlerin, keine Geschäftsfrau.
Wohin wird die bisher "reichste Frau Frankreichs" nun auswandern? Vielleicht nach Persien, wo sie Unterstützung für den "Atomkrieg" finden könnte? Wie schade, daß sie nicht mehr über die Mittel verfügt, sich die Freundschaft von Ahmadinejad zu erkaufen.
 

Übrigens konnte mit Hilfe einer weiteren Nachtschwärmerin der alte Herr in unserem Treppenhaus einer Wohnung und einer Ehefrau zugeordnet werden. Das nächste Mal weiß ich, wo er hingehört.

2011/10/20

Alles wird gut: EU-Kommission verbietet Krise

Ave, EU-Kommission! Endlich hast du die Lösung aller Probleme gefunden! Verbote, Verbote ... die EU wird immer deutscher.

Nachdem es schon seit Monaten so hingedreht wurde, als wären die Rating-Agenturen an den Finanzproblemen von Pleite-Staaten schuld, will die EU nun den Agenturen verbieten, Staaten in der Bewertung herabzustufen. Ich wette, S&P und wie sie alle heißen, zittern schon vor Angst, lol. Nach dem Motto: "Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß" sollen dann wohl die Anleger so dumm sein, ihr Geld in untergehende Schiffe zu stecken. Die werden euch etwas husten! Wenn man keine Charts zur Verfügung hat, die man selbst als verläßlich einstuft, agiert man selbstverständlich noch vorsichtiger. Oder glaubt die Kommission etwa, die Geldnot von Staaten zukünftig vertuschen zu können?

nzz.ch titelt zum Thema: "EU macht Ratingagenturen zum Sündenbock" und führt weiter aus: "Eine verstärkte Intransparenz dürfte das Vertrauen in die Politik kaum stärken." Immer wieder hört man auch die Forderung aus der Politik nach einer "europäischen Rating-Agentur". Die man dann bevormunden und unter Kontrolle halten kann? Es wird völlig verschwiegen (oder ist es den "Experten", die meinen sich öffentlich äußern zu müssen, unbekannt ?), daß es etliche europäische Agenturen gibt. Aber die weltweit tonangebenden kann man nicht so leicht einschüchtern oder beeinflussen.

focus.de weist auf folgendes hin: "Bonitätsherabstufungen haben die Anleihen von Euro-Krisenländern regelmäßig an den Märkten unter Druck gebracht und die Finanzierungsbedingungen dieser Länder teils massiv verschlechtert." Es ist also die Schuld der Agenturen, dass diese Länder nicht kreditwürdig sind? Dass Anleger gewarnt werden müssen, Geld in riskante Anleihen zu buttern?

Jedenfalls veröffentlichen die Agenturen lediglich unangenehme Tatsachen, sie führen sie nicht herbei. Wenn ich mir bei allen Nachbarn Geld borge, aber nichts zurückzahlen kann, sind dann die Nachbarn schuld, wenn sie mit Fingern auf mich zeigen und andere vor mir warnen? Sind etwa die Agenturen schuld an den immensen Schulden einiger Staaten, weil sie bisher mit optimistischer, positiver Bewertung zum Schuldenmachen ermutigten? Sind meine Nachbarn schuld, wenn ich es nicht auf die Reihe kriege, für vernünftige Einnahmen zu sorgen? Und ich kann nicht mal einfach schnell eine neue Steuer erfinden. Also verklage ich meine Nachbarn, lasse ihnen die üble Nachrede untersagen, ziehe in eine andere Gegend und mache weiter wie bisher. Super! Danke für die Anregung, EU-Kommission. Und: weiter so, immer schön den Kopf in den Sand stecken!

2011/10/18

Das Mindesthaltbarkeitsdatum gilt nur, wenn man daran glaubt

Dass Ministerin Aigner die welterschütternde Idee aus der FDP, den altgedienten Aufdruck "Mindestens haltbar bis ..." durch etwas so umständliches und Mißverständnisse ebenso ermöglichendes wie : "Am besten vor dem" zu ersetzen, abgebügelt hat, ist richtig. Gerade in der FDP sollte man bedenken, dass so eine Änderung enormen Aufwand - sprich: Kosten - verursacht, ohne irgendwem zu nutzen.

Spiegel Online schreibt zum Thema einleitend: "Viele Lebensmittel landen auf dem Müll, obwohl sie noch verzehrt werden könnten - möglicherweise, weil Verbraucher die Angaben zur Haltbarkeit auf der Verpackung missverstehen." Das hat mich an eine kleine Episode erinnert, die diese Aussage nicht nur bestätigt, sondern beweist, dass man das aufgedruckte Datum mit Erfolg ignorieren kann.

Kürzlich waren bei uns in Mecklenburg-Vorpommern Land- und Kreistagswahlen. Ich hatte mich als Wahlhelfer der Allgemeinheit zur Verfügung gestellt. Wahllokal war eine Art Wohngebietskantine, wo unter der Woche hauptsächlich Rentner Mittag essen gehen. Ein angegammelter Flachbau, ungelüftet und nicht sehr appetitlich. In der Küche hatte man für uns Kaffe, Kaltgetränke und Preisliste bereitgestellt. Gewöhnlich trinke ich keinen Kaffe, aber aus Gründen, die ich bis heute nicht kenne, entschloß ich mich spontan, zur Gesellschaft mitzutun. Der Wahlleiter stellte alsbald fest, daß die Kaffesahne "abgelaufen" war - schon mehr als einen Monat. Ich stellte mich todesmutig als Testperson zur Verfügung, riß mein Portiönchen auf und goß es in den Kaffee. Es passierte nichts - ich kostete und stellte fest , dass der Kaffee kein Aroma hatte. Sonst war alles in Ordnung. Zwei weitere Anwesende gaben bekannt, dass sie sowieso "schwarz" tränken. Der Wahlleiter zierte sich noch eine Weile und gab dann auch seine Milch in den Kaffe. Und prompt war sie sofort geronnen.

Das ist doch der beste Beweis für den "Placebo-Effekt" des Mindesthaltbarkeitsdatums - oder? Die Milch war verdorben, weil er daran geglaubt hat. Vermutlich hat er den Schaden mit seiner pessimistischen Aura selbst verursacht.

Das wahre Ausmaß der Online-Überwachung

Eben ist mir etwas passiert: Ich habe mich halb kaputt gelacht!

Ich recherchiere die heutigen Nachrichten, "natürlich" mit Hilfe von Google. Nun wissen wir ja alle, dass uns dort Anzeigen eingeblendet werden für Artikel, die wir kürzlich dort gesucht oder gekauft haben. Man gewöhnt sich daran, und normalerweise würdige ich die pop-ups keines Blickes.

Aber dieses Mal war es schon etwas krass: Gestern habe ich, um für ein Browsergame, bei dem ich mich zwischendurch entspanne, "Coins" zu erhalten, bei einer Online-Apotheke ein paar naturheilkundliche Sachen bestellt. Die Suchmaschine war nicht involviert (sollte man zumindest meinen), es ging über einen Link des Spiels. Heute nun bekomme ich eine Anzeige von exakt dieser Apotheke eingeblendet, mit exakt den Mittelchen, die ich bestellt habe. Sie läuft seit einer Viertelstunde auf allen Seiten, die ich über die Suchmaschine aufgerufen habe. Normalerweise hätte ich einen Empörungsausbruch bekommen. Aber wie gesagt, ich habe mich scheckig gelacht. Was soll man auch sonst tun? Gegen Big Brother ist man ja doch machtlos.

2011/10/12

Armut ist beständig - wer hätte das gedacht!

Diverse Medien befassen sich heute mit dem neuen "Sozialbericht 2011 für Deutschland", der gestern vom Statistischen Bundesamt vorgestellt wurde. Die wirklich umwerfende Schlußfolgerung daraus ist, daß man aus der Armut nicht so leicht herauskommt. Bisher war das ja ganz anders: man brauchte nur ausreichende Mengen an Tellern zu waschen, im Lotto gewinnen oder erfolgreich eine Bank auszurauben, und schon war es mit der Not vorbei. Aber nun gibt es Geschirrspülmaschinen, beim Lotto werden absichtlich immer die falschen Zahlen gezogen und die Banken sind ja auch nicht mehr das, was sie mal waren. bz-berlin.de schreibt dazu: "In Deutschland gelingt es immer weniger armen Menschen, wieder aus sozialer Not herauszukommen. ... Das Risiko, der einmal erreichten Armut nicht mehr entrinnen zu können, ist seit den 80er-Jahren kontinuierlich gestiegen." Guido Westerwelle, der Spezialist für altrömische Dekadenz, würde Goldbarren staunen, wenn er nicht vollauf damit beschäftigt wäre, seine Weisheit in der ganzen Welt zu verbreiten.

Was kann man dagegen tun? Fleiß und Eigeninitiative sind nicht mehr gefragt, sondern werden regelrecht abgestraft. Da macht sich einer wirklich Gedanken, wie er aus der Misere rauskommt, um nicht stetig den Gürtel  enger um den Hals schnallen zu müssen. "Womit macht man richtig Geld?" fragt sich dieser clevere Hartzi. "Nutten, Waffen, Drogen" antwortet er sich selbst. An Waffen kommt er nicht ran, die Nutten wollen nicht so recht. Doch unser Freund ist naturverbunden und kompetent, weil er mal im 1-Euro-Job Gras gemäht hat. Er bestellt sich eine Broschüre und einige Utensilien, und alles andere geht praktisch von allein. Bald wird er den Lohn seiner Mühen ernten. Doch da steht plötzlich die Polizei vor der Tür, weil die Hanfpflanzen aus dem Fenster gewunken haben. Unser Held konnte sich keine Gardinen leisten. So ergeht's einem, wenn man das Schicksal gegen sich hat.

welt.de überrascht mit folgender sensationeller Beobachtung: " ... zeigen die Autoren einen engen Zusammenhang zwischen Bildung, Erwerbsarbeit und Einkommen sowie Gesundheit und Lebenserwartung auf: Wer gut gebildet und vermögend ist, ... lebt im Schnitt bis zu zehn Jahre länger." Was ich daran nicht verstehe: Wenn die Armen eher sterben, müßte es doch prozentual immer weniger davon geben und nicht umgekehrt?

Zumindest ist diesmal von Armut die Rede und nicht immer dieses verlogene "armutsgefährdet", was suggeriert, alles wäre ja gar nicht so schlimm. Doch, das ist es: Fast jeder dritte ist nicht in der Lage, zumindest jeden zweiten Tag eine vollwertige Mahlzeit zu bekommen. 16 Prozent können ihre Wohnung nicht ausreichend heizen. Da hört der Spaß auf, meint die Satirikerin.

Heute im Bus: Geographie für Anfänger

Ein junper Papa ist mit einem beständig plappernden etwa Dreijährigen gesegnet - der ganze Bus hat etwas davon. Der Papa antwortet hin und wieder einsilbig.

Wir fahren am Tierpark vorbei, der Kleine beginnt Tiere aufzuzählen, die er kennt. "Schwein, Hühner, Vogel - und Afrika?" Ich nehme an, er will wissen, welche Tiere es dort gibt.

Papa, leicht abwesend und genervt, bügelt jedoch ab: "In Afrika ist jetzt Nacht."

"Naaacht?" echot der Lütte ungläubig.

"Ja", werden wir alle belehrt, "Afrika liegt auf der anderen Seite."

An dieser so falschen wie für das Kind kryptischen Auskunft hat der Kleine zu knabbern. Es herrscht Stille, bis ich aussteigen muss.

2011/10/11

Im Supermarkt belauscht

Zwei Frauen um die fünfzig, sehen wie Schwestern aus.

"Wo ist denn jetzt das Kräutersalz?"
"Hier - ach nee, das ist Bio."
"BIO?? Bio brauchen wir nicht, wir sind so viel an der frischen Luft ..."

Der Tee der nicht getrunken wurde

Heute in der Stadt: mehrere Termine, etliche Besorgungen, müde Füße, Hunger, Durst. Ich beschließe, in einer am Weg gelegenen Bäckerei einen Imbiß zu mir zu nehmen.

Die übriggebliebenen Brötchen in der Auslage sagen mir nicht zu, o.k. dann trinke ich nur einen Tee. Rechts an der Wand die Getränkepreise:

1Tasse Kaffe 1,20 - ich bin kein Kaffetrinker
...
...
1 Glas Apfelsaft 0,90 - ich mag jetzt nichts Kaltes
...

1Glas Tee 1,60

1,60?!? Ein Tee kostet mehr als ein Kaffee? Was, bitteschön ist an einem Teebeutel, mit halbwegs heißem Wasser aufgefüllt + 1x Tasse reinigen € einssechzig wert? Die Verkäuferin kann nichts dafür, darum spare ich mir jeden Kommentar, mache auf den Hacken kehrt und beschließe, meinen Tee zu Hause zu trinken. Irgendwo muß mal eine Grenze sein.

2011/10/09

Der große Sohn einer kleinen Stadt


Das Otto-Lilienthal-Museum in Anklam
Eine Schulklasse strömt aus dem unscheinbaren Bau. Man vermisst das Gerangel und das befreiende Geschrei, die Erleichterung, dem miefigen Bau entronnen zu sein und dem Nichts-Anfassen-Dürfen. Kommen diese Kinder tatsächlich aus einem Museum?

Drinnen klärt sich das Rätsel: Ein Museum zum Anfassen! Die erste Abteilung ist „dem uralten Traum, sich zu erheben aus dem irdischen Jammertal" gewidmet. Sagenhafte Flugapparate hängen von der Decke, farbenfroh, wie aus einem Märchenbuch „entflogen". Neben Ikarus, Wieland dem Schmied, dem Schneider von Ulm, ein fliegender Teppich und ein persischer König, dessen Sänfte vier angekettete Adler tragen müssen.

An touch screens kann man sich über Lilienthals Biografie, die Geschichte des Fliegens und ähnliche Themen informieren. Lilienthal, 1848 in Anklam geboren, war später ein erfolgreicher Maschinenbaufabrikant („Spezialität: Gefahrlose Dampfkessel). So konnte er sich aufwändige Forschungsarbeit leisten. Als Erfinder meldete er zwanzig Patente an, darunter vier Flugapparate. Sein Buch „Der Vogelflug als Grundlage der Fliegekunst" ist bis heute ein Klassiker. 1894 begann er die Serienproduktion seines „Normalsegelapparates" und konnte sogar einige verkaufen. Am 9. August 1896 stürzte er aufgrund einer „Sonnenbö" (thermische Ablösung) ab und starb am nächsten Tag in der Charite´. Er war der erste Mensch, der nachweislich wie ein Vogel geflogen ist.

In der Halle, leider etwas beengt, überwältigend viele Modelle von Flugapparaten. Verschiedene Luftschiffe: Das allererste 1784(!) vom Franzosen Meusnier gebaut und mit Muskelkraft betrieben. Hätten Sie’s gewusst? Sämtliche Flugapparate Lilienthals - über ein Dutzend - originalgetreu aus Weidenruten und Leinwand nachgebaut, viele in Originalgröße. Für den Spieltrieb: Viele Versuchsmodelle, die der Besucher in Gang setzen kann: eine Feder fällt im Vakuum wie ein Stein zu Boden, ein im Luftstrom schwebender Styroporball. Ein Ballon wird per Schalterdruck mit Heißluft gefüllt. Herzklopfen, wenn er sich langsam entfaltet, allmählich prall wird, und schließlich aufsteigt. Ein Dorado für Physiklehrer. „Probieren Sie!" steht immer wieder an der Wand; so kann man in einen „Normalsegler" hineinschlüpfen und die Steuerung betätigen. Während Papa sich nicht losreißen kann, verfrachtet Mami die Kleinsten in die mit Lilienthal-Spielzeug ausgestattete Spielecke.

Zweite Etage: Das Vorbild Natur. Segelnde Pflanzensamen, Vögel, Fledermäuse, sogar Forellen und Stachelrochen haben Luftfahrtkonstrukteure animiert. Die vierte Abteilung befasst sich mit Familiengeschichte: schon der Vater war ein Genie, aber erfolglos. Otto und sein Bruder Gustav, der als gefragter Baumeister ganz Europa bereiste, stehen für zahlreiche Erfindungen. Das Nebelhorn, Hohlbetonsteine, den „Anker Steinbaukasten" und anderes Spielzeug, und vieles mehr haben sie gemeinsam oder jeder für sich entwickelt. Beide waren von einem sozialen Weltbild geprägt: Der Fortschritt sollte zu einer humanen Gesellschaft führen. Otto „erfand" die Gewinnbeteiligung seiner Arbeiter, Gustav die erste Wohnungsgenossenschaft.
 

2011/10/08

„Das Polen unserer Träume" ...

... so lautet der Titel des Buches von Jaroslaw Kaczynski, das wenige Tage vor der polnischen Parlamentswahl erschienen ist. Man kann träumen, aber man kann auch Wahnvorstellungen erliegen. Beides paßt nicht so recht für Staatslenker und solche, die es gerne wären. Kaczynski, der Vorsitzende der größten polnischen Oppositionspartei, "unterstellt Merkel großdeutsche Ambitionen" (welt.de). Deutschland wolle Polen angeblich unterwerfen. Diese Phantasie zieht sich in verschiedenen Variationen wie ein roter Faden durch seine Ausführungen. Die Online-Ausgabe der WELT schreibt dazu weiter: "Der frühere Ministerpräsident warnte zudem, die Deutschen strebten eine Wiedereingliederung des einst deutschen Westteils Polens an." Wenn ich mich recht erinnere, wurde im Vertrag zur Deutschen Einheit die Oder-Neiße-Linie "für alle Zeiten" als Westgrenze Polens anerkannt.

Vielleicht ist dem ehrenwerten Herrn K. auch entgangen, dass D in der EU der größte Nettozahler und P der größte Nehmer ist. Braucht es noch mehr Beweise? Wir haben sie doch bereits in der Hand! Deutsche Investoren in Polen müssen demnach wohl die Vorhut der bevorstehenden Invasion sein. Sie planen nach Kaczynskis Theorie vermutlich, sein Land Stück für Stück heimlich wegzutragen: „Wir könnten eines Tages in einem kleineren Polen aufwachen", schreibt er dazu. Außerdem scheint er seit dem Flugzeugabsturz, bei dem sein Bruder ums Leben kam, zum Spezialisten für nebulöse Verschwörungstheorien mutiert zu sein. In seinem Buch schrieb Kaczynski: „Ich glaube nicht, dass die Übergabe der Kanzlerschaft an Angela Merkel ein reiner Zufall war". Näher äußert er sich dazu nicht. Gesagt hat er nichts, und doch steht plötzlich ein Stasivorwurf im Raum. Von polnischen Journalisten darauf angesprochen, sagte Kaczynski nur: „Lassen wir das". Ein feiger Rückzieher. Oh,   i c h   l i e b e   solche Leute: Gerüchtebläser, die keine Argumente haben, die erst böswillige Andeutungen machen, und kneifen, wenn sie zur Sache kommen sollen. Ohne jeden Beweis bleibt doch das Opfer beschmutzt und beschädigt zurück. Gut, daß das Kanzleramt diese Anwürfe ignoriert hat. Das ist genau das, was sie verdienen.


Was steckt nun wirklich hinter den investigativen Erkenntnissen des Herrn K.? Ein großer, wichtiger und mächtiger Mann, geachtet und mit bedeutenden Fähigkeiten, zu sein, ist oftmals der Traum von Menschen, denen das gerechte Schicksal genau das Gegenteil zugedacht hat. Während er uns Großmannssucht unterstellt, ruft Jaroslaw Kaczynski seine Landsleute (laut polskieradio.pl) auf: "Die Polen müssen ein großes, stolzes Volk sein. Und heute stehen sie vor der Frage, ob sie diesen Weg beschreiten wollen oder nicht. Die Polen haben die Fähigkeit dazu, ein großes, stolzes Volk zu sein. Die Polen haben die Fähigkeiten zu mehr" Und außerdem haben sie diesen fanatischen Katholizismus. Also, meine Mutter würde jetzt mit einem Spruch kommen: "Was ich selber denk und tu', trau ich auch jedem and'ren zu." Im übrigen verfügen die Polen durchaus über einen ausgeprägten Patriotismus, den wir Deutschen so niemals wagen würden. Übertriebener (National-)Stolz kann aber zu Selbstüberschätzung und Verkennen der Realität führen.
"sueddeutsche.de" schreibt dazu: "Liebe zur Heimat, Hass auf die Nachbarn: Im polnischen Wahlkampf setzt Jaroslaw Kaczynski auf ein bewährtes Mittel - er schürt die Angst vor den Deutschen." 2005 hatten "die Kaczynskis" mit antideutschen Ressentiments Erfolg gehabt und die Wahlen gewonnen. Wahrscheinlich ist das Ganze nur ein Versuch, jenen Triumph über Tusk zu wiederholen.

Sollte Kaczynski die Quittung für seine Hetze erhalten - aber nicht so, wie er es sich erhofft? rp-online.de meldet am 07.10.: "Auf der Zielgeraden des polnischen Wahlkampfs ist die nationalkonservative Partei PIS von Oppositionsführer Jaroslaw Kaczynski in Umfragen zurückgefallen. Nach einer Prognose ... hat die PIS mit 29 Prozent einen Rückstand von zehn Punkten auf die rechtsliberale Bürgerplattform (PO) von Premierminister Donald Tusk."

Aber man hat den Ärmsten ja falsch verstanden und mißinterpretiert: Kaczynski will deutsche Medien wegen der angeblichen Verfälschung seiner jüngsten Äußerungen zu Bundeskanzlerin Angela Merkel verklagen. „Wir werden rechtliche Schritte unternehmen, um eine Entschädigung zu erhalten", läßt er verlautbaren. Da haben sich wohl auch alle polnischen Politiker, die ihn für seine Äußerungen angreifen (zum Teil scharf), aus deutschen Zeitungen informiert? Präsident Komorowski nannte K.s Bemerkungen "einen schädlichen Fehler", und empfahl ihm, sich zu entschuldigen. "Der polnische Ministerpräsident Donald Tusk warf Kaczynski vor, den guten Beziehungen schaden zu wollen und bezeichnete seine Bemerkungen als >traurig und beunruhigend<." schreibt focus.de und rp-online berichtet: "Die antideutschen Angriffe von Kaczynski wurden auch von mehreren Außenministern des postkommunistischen Polen in einem gemeinsamen offenen Brief zurückgewiesen."

Ungewöhnlich und wohltuend klingt dagegen die aus dem Wahlkampf stammende Aufforderung von Ministerpräsident Tusk an seine Landsleute:" Verlangt die Wahrheit und dass die Politiker mit euch von Angesicht zu Angesicht reden. Sie sollen sich nicht hinter ihren Bodyguards und Parteikollegen verstecken, sondern vor euch stehen und konkret auf Fragen antworten. Darauf, wie sie Polen durch die Krise lenken wollen und welche Erfahrung sie damit haben." Der liberale Politiker kann auf viele Erfolge seiner Amtszeit verweisen; nicht zuletzt darauf, daß er als Erster seit dem Ende des Kommunismus eine volle Legislaturperiode regiert hat. Er hat die Wirtschaft angekurbelt und die Krise bewältigt. Die Beziehungen zur Bundesrepublik und zu Russland, die in der Kaczynski-Ära gelitten hatten, hat er deutlich verbessert. Nicht zuletzt waren die Irritationen nach dem Flugzeugabsturz von Smolensk zu meistern. Die polnische Parlamentswahl an diesem Wochenende sollte auch uns interessieren.

2011/10/07

Deutsche Bahn düpiert Zugvögel

Ein Zugvogel wollte nach Wolfburg fahren und stieg in den ICE.

Wolfsburg aber gibt es nicht
Zugvogel, Zugvogel ärgert sich.

Gefunden: Geliebt und geschlagen

Unbekannter Autor, im Internet gefunden:

Braut und Bräutigam vor der Hochzeitsnacht:
Er: "Na endlich, ich habe schon so lange gewartet!"
Sie: "Möchtest du, dass ich gehe?
Er: "Nein! Wie kommst du darauf? Schon die Vorstellung ist schrecklich für mich!"
Sie: "Liebst du mich?"
Er: "Natürlich! Zu jeder Tages- und Nachtzeit!"
Sie: "Hast du mich jemals betrogen?"
Er: "Nein! Niemals! Warum fragst du das?"
Sie: "Willst du mich küssen?"
Er: "Ja, jedes Mal, wenn ich Gelegenheit dazu habe!"
Sie: "Würdest du mich jemals schlagen?"
Er: "Bist du wahnsinnig? Du weißt doch wie ich bin!"
Sie: "Kann ich dir voll vertrauen?"
Er: "Ja."
Sie: "Mein Schatzi!"
Sieben Jahre nach der Hochzeit:
Text einfach nur von unten nach oben lesen!

2011/10/06

Ein Yeti wie du und ich

Heute hat laut Medienberichten in Taschtagol in Sibirien eine 3tägige Yeti-Konferenz begonnen. Im umliegenden Gebiet sollen sich in der Vergangenheit Sichtungen des sagenumwobenen Wesens gehäuft haben, so daß die Gebietsverwaltung im letzten Jahr eine offizielle Yeti-Warnung herausgegeben mußte. "Nach den verheerenden Bränden vom Sommer 2010 sind die mysteriösen Wesen gezwungen, ausserhalb der Wälder nach Futter zu suchen", soll es darin laut einer dpa-Meldung geheißen haben.

Die aus sieben Ländern zusammengekommenen Forscher wollen "überraschende Erkenntnisse sowie einzigartige Fotos und Tonaufzeichnungen" präsentieren, berichtet das Schweizer Fernsehen. Ziel ist, die Existenz des Schneemenschen nachzuweisen. Warum auch nicht? Sofern gewährleistet ist, dass der Gute nicht seziert oder auf Jahrmärkten zur Schau gestellt wird, kann ich daran nichts Schlimmes sehen. Die begehrten Forschungsobjekte (-subjekte?; -persönlichkeiten?) sollen friedlich, freundlich und Vegetarier sein und besonders Hafer und Zwieback lieben. Ich hoffe, da hat kein Scherzbold ein Pferd eingekreuzt. Der Moskauer Experte Anatoli Fokin berichtet, dass er Futterkästen mit eben diesen Leckereien aufgestellt und nachher dort haferhaltige Fäkalienhaufen gefunden hätte. Das nimmt er als Beweis für die Existenz des Yetis. Solch unwissenschaftliche Argumentation finde ich allerdings fragwürdig. Welches halbwegs intelligente Wesen häuft denn dorthin, wo er - ähhmm - isst? Kaum ein Tier würde das tun. Und dann noch so deutliche und verräterische Spuren hinterlassen - also ich bin wirklich enttäuscht. Ich hatte gehofft, der Neandertaler wäre vielleicht doch noch nicht ausgestorben, da ich mich demselben eng verbunden fühle. Und nun entpuppt sich das Vieh als blöder Scheißer ...

Auch scheinen zumindest die Forscher aus USA und Canada Yeti und Sasquatch in einen Topf zu werfen, was ich für einen Fehler halte. Das ist nichts weiter als Spekulation; wissenschaftliches Vorgehen sieht anders aus. Immerhin wollen die Tagungsteilnehmer einen ganzen Tag einem Exkurs in die Umgebung widmen. Sie hoffen dabei zumindest Fußspuren zu finden. Falls das Vieh sich dann wirklich sehen lassen sollte, ist er selten dämlich und ich will nichts mehr mit ihm zu tun haben. So!
Bis dahin müssen sich die Wissenschaftler noch mit den bekannten Augenzeugenberichten begnügen: „Er ging seltsam gebückt und war sicher kein Bär", sagte der Jäger Sergej Karpow nach Angaben der Agentur Interfax, „ich schwöre, dass ich nicht betrunken war." Und der Hirte Asat Chaschijew sprach von einem „menschenähnlichen Wesen mit dunkler Wolle".
Konferenzleiter Burzew schätzt die Zahl der Yetis in der Region auf mindestens 30. Wie er zu dieser Feststellung kommt, gibt er nicht an. Haferhaufen gezählt?

Wie wenig diese Experten wirklich wissen, demonstriert ungewollt der Kanadier Bindernagel, indem er vom Sasquatch berichtet, der Schneemensch würde „je nach Jahreszeit in die Berge steigen oder von ihnen herunterkommen". Möglicherweise halte er Winterschlaf, um „Fett anzuhäufen". Übernachten würde er in Höhlen oder auch auf Erdlagern aus Zweigen. Winterschlaf, um Fett anzuhäufen? Das ist absurd. Jedes Kindergartenkind weiß, daß Lebewesen sich Fett anfressen, um den Winterschlaf zu überstehen. Vielleicht hat dieser Experte bei sich selbst die Erfahrung gemacht, daß faul herumliegen fett macht. Vielleicht war er auch nicht im Kindergarten, weil er in der Wildnis aufgewachsen ist ... Vielleicht sind sie unerkannt unter uns!

2011/10/05

Scheißegate

Nun hat Pofalla sich also auch öffentlich für seine verbale Entgleisung gegenüber dem CDU-Abgeordneten Bosbach entschuldigt - in der BILD. Dabei hatten Bosbach selbst, die Kanzlerin, Kauder ... die Sache längst für erledigt erklärt. Dann ist ja alles gut. Es ist gut, daß Fraktionen solchen Druck auf ihre Mitglieder ausüben, bei Abstimmungen "auf Linie" zu bleiben, daß diese daran denken, auf ihr Mandat zu verzichten. Es ist gut, dass kein einziges Medium die Frage aufgeworfen hat, w a r u m diese Worte gefallen sind. Es ist gut, dass grundgesetzlich verbriefte Rechte mit Füßen getreten werden! Oder? Angenommen, ein Abgeordneter nimmt seinen Job ernst und informiert sich umfassend. Er wagt es, selbst zu denken und fühlt sich nur seinem Gewissen verpflichtet. Das ist sein verbrieftes Recht. Aber kann man ihn gewähren lassen? Oder sollte man nicht eher alles tun, zu verhindern, dass ein solches Beispiel Schule macht? Wo nämlich kämen wir sonst hin? Das muß man sich mal ausmalen: Chaos im Bundestag - jeder 10. Abgeordnete hat eine eigene Meinung! Da könnte man ja gleich das dumme Volk selbst entscheiden lassen. Kuschen, Maul halten, immer mit der Herde trotten und das unerschütterliche Überzeugung: "Die da oben werden es schon wissen." sind noch immer die Attribute, die den braven deutschen Bürger ausmachen.
Ansonsten haben wir durch die über Gebühr breitgetretene "Affäre" nur eine Neuigkeit erfahren: dass der Kanzleramtsminister ein unbeherrschter Mensch ist. Dass sein Dünkel ausgeprägt und seine Intelligenz begrenzt ist, wußten wir doch schon. Ein namentlich nicht erwähnt wollender führender Koalitionspolitiker soll Pofalla gegenüber der "Berliner Zeitung" als "schlechtesten Kanzleramtschef aller Zeiten" bezeichnet haben. Doch da Politik ein dermaßen scheinheiliges und verlogenes Geschäft ist, kann es jemandem sogar Sympathien eintragen, wenn er seine Meinung deutlich und auf DEUTSCH sagt.

Gesunde Zigaretten

Von der Bank vor unserem Haus habe ich ja schon erzählt. Die Nachbarn treffen sich, und wir sind Experten für einfach alles. Die meisten sind Raucher, ich gestehe: Ich auch. Heute wurde ich angesprochen, ob ich keine Zigaretten hätte (sofort wurden mir von links und rechts je eine Schachtel entgegengestreckt), aber ich antwortete: "Danke, ich mag heute nicht. Habe schon seit Sonntag nicht geraucht." "Ach, willst du aufhören?" "Im Moment habe ich einfach keinen Appetit drauf,wegen der Bronchitis. Man muß es ja nicht erzwingen. Nur eine nicht gerauchte Zigarette ist eine gute Zigarette." Spontane Zustimmung von allen Seiten. Da aber nur eine gerauchte Zigarette eine beruhigende ist, konnte ich es nicht lassen, noch einen doppelten draufzusetzen. "Ja, das müßt ihr so sehen," begann ich zu referieren, "wenn ich jetzt zum Beispiel eine Zigarette morgens, mittags und abends nicht rauche, also 3x nicht rauche, dann ist sie dreimal gesünder. Rauche ich sie dann doch, ist sie so gut wie eine probiotische Multivitamin-Omega-3-Zigarette." Große Augen und offene Münder! Dass da vor mir noch keiner drauf gekommen ist, wundert mich doch sehr.

2011/10/03

Heute ist nicht nur Feiertag, sondern ich habe auch einen fiesen Schnupfen und mit dem Denken will es nicht so recht klappen. Darum ein paar Zitate von George Bernhard Shaw statt eines weiteren Betrags von mir.

"Der Nachteil der Intelligenz besteht darin, dass man ununterbrochen gezwungen ist, dazuzulernen."

"Für einen Politiker ist es gefährlich, die Wahrheit zu sagen. Die Leute könnten sich daran gewöhnen, die Wahrheit hören zu wollen."

Die Politik ist das Paradies zungenfertiger Schwätzer."

"Hätte man bei der Erschaffung der Welt eine Kommission eingesetzt, wäre sie heute noch nicht fertig." Und nicht besser, meine ich.

Brosamen für Bonn

Der Festakt zum Nationalfeiertag fand dieses Jahr in der ehemaligen Bundeshauptstadt statt. Wenn Bonn, das ohne die Rest-Ministerien wieder vollends auf den Status eines Provinznestes zurückfallen würde, die angebliche Einheit feiern kann, haben alle anderen auch keinen Grund, herumzumaulen. Ist es das, was man uns damit sagen will?
Begonnen haben die Feierlichkeiten laut AFP mit einem ökumenischen Gottesdienst. Ist es nicht bemerkenswert für einen säkularen Staat, daß politische Ereignisse immer mit einem Gottesdienst verknüpft werden? Mich erinnert das immer an das Nibelungenlied. Dort zogen die Könige auch demonstrativ mit großem Gefolge und viel Pomp zur Messe. Dabei fetzten die demütigen, nächstenliebenden christlichen Damen sich so sehr um die Frage, wer den Dom zuerst betreten dürfe, daß es in der Folge nicht nur zum Mord an Siegfried kam, sondern noch viele Jahre später Kriemhild einen Rachekrieg sondergleichen heraufbeschwor. Soviel zu zur Schau getragener Frömmigkeit von Staatslenkern. Was hat also die Kirche mit der sogenannten Einheit zu tun bzw. die Einheit mit der Kirche? Ist in Wahrheit nicht Kohl der "Vater der Einheit", sondern Der Liebe Gott? Hat Kohl die Einheit herbeigebetet? Ist Kohl Gott? Soviele Fragen sind noch ungelöst. Es ist noch soviel zu tun.
Der Präsident des Bundesverfassungsgerichtes, Voßkuhle, sprach in seiner Festrede fast nur von Europa. Damit hat er sich geschickt aus der Affäre gezogen und die Mühe gespart, mit rhetorischen Tricks eine nicht vorhandene Einheit herbeizulügen, wie es sonst üblich war. Das offizielle Motto der Feierlichkeiten lautete: Freiheit, Einheit, Freude": Es hätte auch heißen können"Gleichheit, Brüderlichkeit, Eierkuchen" oder "Die Renten sind sicher /Mit uns gibt es keine Mehrwertsteuererhöhung".

2011/10/02

Fabel: Kleine Hörner, scharfe Waffen

Auf einer Waldlichtung mit einer klaren Quelle, wo besonders saftige und schmackhafte Gräser und Kräuter sprossen, versammelten sich oft die Tiere, um friedlich miteinander zu speisen und ein Schwätzchen zu tun.
An einem sonnigen Herbstnachmittag betrat ein prächtiger Hirsch mit frischgeputztem Geweih die Wiese, wo schon viele Tiere versammelt waren und geruhsam ästen.
Der Hirsch scharrte mit den Hufen und riss mit dem prachtvollen Kopfschmuck ein Stück aus der Grasnarbe. Er blickte sich herausfordernd um. Hungrig schien er nicht zu sein.
Mit kraftvollen Schritten stolzierte er gemächlich auf die Wiese, so dass jeder Muße hatte, ihn zu bewundern. Er schlenderte hinüber zu einer schlanken weißen Ziege, die genüßlich kaute und sich mit den Gevattern übers Wetter unterhielt.
Der Hirsch baute sich auf und röhrte: „He, Kleine! Kennen wir uns nicht irgendwoher? Wenn nicht, sollten wir das ändern!"
Er machte, ohne jemanden anzublicken, eine Kopfbewegung in die Runde, und lästerte: „Du hast es doch nicht nötig, dich mit diesen Versagern hier abzugeben. Komm, trink etwas Quellwasser mit einem richtigen Mann!"
Die Tiere im Umkreis zogen sich etwas zurück. Fast hielten sie vor Respekt den Atem an. Das zierliche Zicklein aber senkte die spitzen, kleinen Hörner und antwortete: „Mach, dass du weiterkommst. Wir wollen hier in Ruhe essen und trinken."
„Wenn ich deine Gesellschaft wünsche," setzte sie hinzu, „schicke ich dir eine Brieftaube. Warte aber nicht darauf!" Und, als wäre er gar nicht vorhanden, setzte sie ihre Abendmahlzeit fort.
Zaghaft begannen auch die anderenTiere wieder zu essen. Der Hirsch aber trollte sich mürrisch in eine einsame Ecke. Für heute war ihm seine Unternehmungslust vergangen.

2011/10/01

Psst, geheim!

Laut einer AFP-Meldung hat Griechenland aufgrund seiner Finanznot das seit zwei Jahren geltende Rauchverbot teilweise wieder aufgehoben. Größere Lokale dürfen Raucherflächen anbieten, wenn sie dafür Gebühren zahlen.
Aber nicht weitersagen (!), sonst kommen sie in D auch noch auf solche Ideen. Mehreinnahmen sind schließlich immer willkommen. Sorgt man durch die Hintertür dafür, daß wieder mehr geraucht wird, klingelt außerdem auch mehr Tabaksteuer in der Staatskasse.

FDP - Die Leistungspartei

Vor unserem Plattenbau steht eine Bank, und bei halbwegs erträglichem Wetter herrscht dort reges Kommen und Gehen der Mieter. Da werden tiefschürfende politische Gespräche geführt - wie ein Stammtisch ohne Alkohol. Meine Nachbarn meinen nun, die FDP solle sich einmotten lassen. Hmm, einmotten tat man früher Kleidungsstücke, die man in der entsprechenden Jahreszeit wieder unversehrt - ohne Mottenfraß - hervorholen und nutzen wollte. Muß das bei dieser Partei wirklich sein?
Ich habe mir mal Gedanken gemacht, was außer Getöne die bekannten Köpfe der ehemaligen Spaß-Partei so "liefern". Ich kann da wirklich keine Gründe zur Konservierung finden.
Der Bundeswirtschaftsminister wird von niemandem, nicht einmal den Kabinettskollegen, ernstgenommen. Das muß wohl Gründe haben. Auch ich kann die besondere Wirtschaftskompetenz eines Arztes nicht einmal mit der Lupe finden. Der Außenminister macht sich und die Bundesrepublik überall auf der Welt lächerlich. Leutheusser-Schnarrenberger  ist erfahren und fällt kaum negativ auf - eine Ausnahme. Außerdem bleibt sie bei ihrer Linie und versucht durchzusetzen, was sie für richtig hält. Achtenswert. Daniel Bahr - No Comment. Der Bundesentwicklungsminister Dirk Niebel tritt öffentlich wenig in Erscheinung, was sicher auch damit zu tun hat, daß er auf dem Posten eine eklatante Fehlbesetzung ist. Womit hat er überhaupt einen Ministersessel verdient? Das habe ich mich 2009 gefragt und immer noch keine Antwort erhalten. Immerhin machte er persönlich in dieser Zeit eine Entwicklung durch: er ist fett geworden. Wer ist noch erwähnenswert? Kubicki, der nicht in die Bundespolitik will. Er stänkert lieber von weitem. Hochintelligent und scharfzüngig, ich möchte ihn nicht zum Gegner haben.
Silvana (Namensbedeutung: "Bewohnerin des Waldes") Koch-Mehrin, die mit ihrer Reaktion auf die Plagiatsvorwürfe bezüglich ihrer Doktorarbeit schon bewiesen hat, daß sie im Wald steht, macht schon wieder negative Schlagzeilen. Nachdem schon vor Monaten herausgekommen war, das sie im Europaparlament als Abgeordnete sehr selten present ist, meldet dpa jetzt, daß sie auch die Ausschusssitzungen seit 2 Jahren schwänzt. dpa bemerkt dazu: "Die Ausschussarbeit zählt zu den wesentlichen Aufgaben eines EU-Parlamentariers." Auch für eine Stellungnahme soll sie nicht zu erreichen gewesen sein. Womit verbringt die einstige Vorzeige-FDPlerin eigentlich ihre Zeit? Wofür kassiert sie ihre Diäten? Selbst in Österreich interessiert man sich dafür. Nachrichten.at berichtet dazu: " ... bekommt Koch-Mehrin als Abgeordnete des Europäischen Parlamentes ein Bruttogehalt von rund 8.000 Euro. Hinzu kommen ... eine allgemeine Kostenpauschale von rund 4.300 Euro sowie ein Tagegeld pro Sitzungstag von rund 300 Euro.
Wie war noch der Slogan? "Leistung muß sich wieder lohnen." Nichts leisten lohnt aber offensichtlich noch viel mehr.