SCHÖN, DASS SIE REINSCHAUEN ...
... hier erscheinen in unregelmässiger Folge Heiteres, Albernes, aber auch bissige Satire















2012/01/14

Kleine Anregung zur Überwindung von Klaustrophobie

Sie fühlen sich nicht wohl in engen Räumen? Besichtigen keine Tropfsteinhöhlen; und niemand, wirklich niemand bekommt Sie jemals in ein U-Boot?

Beruhigen Sie sich! Das russische Museums-Unterseeboot, das im ehemaligen Marinehafen von Peenemünde liegt, ist ja kein richtiges U-Boot mehr. Niemand wird die Maschinen anwerfen, die Luken schliessen, die Tanks fluten und damit abtauchen.

Eskortiert von Gaststättenschiffen und Fressbuden, liegt das Schiff harmlos und friedlich im Wasser. Tapfer strömen die Leute durch das Drehkreuz; wem unwohl ist, der lässt sich nichts anmerken.

Hinunter gehts durch den vorderen Noteinstieg. Das mit der Not ist richtig! Die Stahltreppe ist steil und eng, ein kleiner Vorgeschmack. Gleich ensteht ein Stau, denn die Leute zieren sich, durch das erste Mannloch zu kriechen. Dabei hat die Öffnung mindestens 50 cm Durchmesser, und alle sind schlank. Auf der Bank lümmeln lebensecht zwei Puppen, Mannequins in Uniform, und scheinen sich über die Landratten zu amüsieren. Zwischen dem (sich durch das ganze Schiff ziehenden) Gewirr von undefinierbaren Leitungen, Rohren, Anzeigen, Schaltkästen und Hebeln, unmittelbar neben den vier Bugtorpedorohren, hängen schmale Pritschen an Ketten: Mannschaftskojen. Immer eine für zwei: einer im Dienst, einer auf Freiwache. Beängstigend eng ist es hier und atemberaubend authentisch.

In der zweiten Sektion die Kammern der Offiziere: Selbst der Kommandant konn-
te sich in seinem Raum knapp umdrehen zwischen Lagerstatt und Schreibplatte. Und, nebenbei: Die Kojen sind nicht für Ein-Meter-achtzig-Mitteleuropäer gemacht! Es sei denn, man legte die Beine unters Bett. Der Politoffizier war ganz offensichlich der wichtigste Mann: der konnte sich auch schon mal ausstrecken.

Der Abort hat die Größe einer Schuhschachtel. Das Waschbecken nebenan ist von technischer Einrichtung fast völlig verborgen: Damit der Besucher es nicht übersieht, wurde eins von den Männeken wie ein Schlangenmensch in die Ecke hineingefaltet.

Beim Kriechen durch das dritte Schott fällt die ungewohnte Bewegung schon etwas schwerer. In der vierten Sektion die Zentrale. Mit dem großen Sehrohr, Luftansaugrohr und Radar kann auch der Laie eine Vorstellung verbinden. In der fünften Abteilung waren Doktor, Funker und die Kombüse zu finden. An den Maschinenraum grenzt die Kabine des Chiefs.

Die Bewältigung des fünften Durchstiegs wird belohnt mit dem Anblick der beiden gewaltigen Hauptmaschinen: 12-Zylinder-Dieselmotoren, allein die Abgasrohre etwa vierzig Zentimeter im Durchmesser. In der nächsten Sektion die 6000 PS-Elektromotore für größere Tauchtiefen und zwei Schleichfahrtmaschinen.

Die letzte Luke entlässt in den Hecktorpedoraum, wo noch vier Übungstorpedos liegen.

Der „achtere Notaustieg“ scheint schon viel breiter und bequemer ... Na, Platzangst überwunden?

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