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... hier erscheinen in unregelmässiger Folge Heiteres, Albernes, aber auch bissige Satire















2011/10/21

Ameisen im Bildungswesen; Termiten in Ministerhirnen?

Die Arbeiterinnen im Ameisenstaat müssen wohl recht glückliche Wesen sein: sie tun ununterbrochen ihre Pflicht, opfern, wenn nötig, ihr Leben fürs Volk, aber wissen, dass sie rein gar nichts wert sind. Das scheint für sie völlig o.k. zu sein; ich jedenfalls habe noch keine Ameise gesprochen, die dieses System in Frage gestellt hätte.

Die Kultusministerkonferenz - für die ich besondere Freundschaft hege, seit die unsägliche "Rechtschreibreform" mit Feuer und Schwert durchgesetzt wurde - würde gern ein ähnlich nützliches System für uns Menschen einführen. Bedauerlicherweise gibt es mal wieder einige Schlaumeier, die dagegen stänkern.

Konkret geht es um die Einführung eines Europäischen Bildungspasses, der berufliche Mobilität in Europa fördern soll. Arbeitgeber sollen durch einheitliche Standards einen schnellen Überblick über die Qualifikation eines Bewerbers bekommen. Schon ab 2012 soll auf Arbeitszeugnissen ein entsprechender Vermerk stehen. Aber zuvor müssen diese Standards erarbeitet werden. Hierbei geht es nun in D um die Frage, ob Abitur und Facharbeiterabschluß auf einer 8teiligen Skala bei Stufe 4 eingeordnet werden, wie Arbeitgeber, Gewerkschaften, Bundesregierung und vernünftige Menschen es für richtig halten; oder ob das Abitur nach dem Willen der deutschen Kultusminister höher (Stufe 5) bewertet wird. Die Online-Ausgabe der Berliner Morgenpost schreibt dazu: "Damit sollen die «Besonderheiten des deutschen Bildungssystems» berücksichtigt werden, sagte der Präsident der Kultusministerkonferenz, (Bernd Althusmann (CDU/Niedersachsen), am Freitag in einer Mitteilung in Berlin." Aha. Welche Besonderheiten meint er wohl? Die Ungerechtigkeit? Die Ineffizienz? Die miserable Qualität? Den schlechten Ruf? Die politische Vernachlässigung von Bildungsfragen? Ich kann mir da keinen Reim drauf machen.

Ein Jungfacharbeiter ist in der Lage, eine beliebige berufsspezifische Aufgabe mehr oder weniger selbständig zu erfüllen. Und was kann ein Abiturient? Warum soll er mehr wert sein? Es kann wohl nur daran liegen, dass er ein höherwertiger Mensch ist. Also einer, der im Prinzip das Zeug hat, mal Kultusminister zu werden. Die anderen dagegen sind die, die - egal nach welchen Regeln - die Rechtschreibung nie so richtig kapieren werden. Wunderbar. Verstößt nicht gegen Artikel 3 des Grundgesetzes (Gleichheitsgrundsatz), denn von Bildung ist dort nicht die Rede.

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