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... hier erscheinen in unregelmässiger Folge Heiteres, Albernes, aber auch bissige Satire















2011/10/18

Das Mindesthaltbarkeitsdatum gilt nur, wenn man daran glaubt

Dass Ministerin Aigner die welterschütternde Idee aus der FDP, den altgedienten Aufdruck "Mindestens haltbar bis ..." durch etwas so umständliches und Mißverständnisse ebenso ermöglichendes wie : "Am besten vor dem" zu ersetzen, abgebügelt hat, ist richtig. Gerade in der FDP sollte man bedenken, dass so eine Änderung enormen Aufwand - sprich: Kosten - verursacht, ohne irgendwem zu nutzen.

Spiegel Online schreibt zum Thema einleitend: "Viele Lebensmittel landen auf dem Müll, obwohl sie noch verzehrt werden könnten - möglicherweise, weil Verbraucher die Angaben zur Haltbarkeit auf der Verpackung missverstehen." Das hat mich an eine kleine Episode erinnert, die diese Aussage nicht nur bestätigt, sondern beweist, dass man das aufgedruckte Datum mit Erfolg ignorieren kann.

Kürzlich waren bei uns in Mecklenburg-Vorpommern Land- und Kreistagswahlen. Ich hatte mich als Wahlhelfer der Allgemeinheit zur Verfügung gestellt. Wahllokal war eine Art Wohngebietskantine, wo unter der Woche hauptsächlich Rentner Mittag essen gehen. Ein angegammelter Flachbau, ungelüftet und nicht sehr appetitlich. In der Küche hatte man für uns Kaffe, Kaltgetränke und Preisliste bereitgestellt. Gewöhnlich trinke ich keinen Kaffe, aber aus Gründen, die ich bis heute nicht kenne, entschloß ich mich spontan, zur Gesellschaft mitzutun. Der Wahlleiter stellte alsbald fest, daß die Kaffesahne "abgelaufen" war - schon mehr als einen Monat. Ich stellte mich todesmutig als Testperson zur Verfügung, riß mein Portiönchen auf und goß es in den Kaffee. Es passierte nichts - ich kostete und stellte fest , dass der Kaffee kein Aroma hatte. Sonst war alles in Ordnung. Zwei weitere Anwesende gaben bekannt, dass sie sowieso "schwarz" tränken. Der Wahlleiter zierte sich noch eine Weile und gab dann auch seine Milch in den Kaffe. Und prompt war sie sofort geronnen.

Das ist doch der beste Beweis für den "Placebo-Effekt" des Mindesthaltbarkeitsdatums - oder? Die Milch war verdorben, weil er daran geglaubt hat. Vermutlich hat er den Schaden mit seiner pessimistischen Aura selbst verursacht.

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