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... hier erscheinen in unregelmässiger Folge Heiteres, Albernes, aber auch bissige Satire















2012/03/06

Die Kemlade - Sage aus Mecklenburg

Bei Barkow liegt ein kleiner See, die Kemlade* genannt. Bei niedrigem Wasserstande werden eine Menge Pfähle sichtbar, die Reste einer mittelalterlichen Wohnstätte.

Hier war vor Jahrhunderten ein Dorf, das gehörte Herrn Kramon. Er gebärdete sich als frommer Mann, machte Schenkungen an Kirchen und Klöster und liess in Barkow, das keine Kirche hatte, eine Kapelle bauen. In Wirklichkeit war er jedoch ein böser Mensch und ein hartherziger und grausamer Herr für seine Leibeigenen.

Als diese einst um Brot schrien, liess er sie in eine Scheune sperren und legte mit eigener Hnad Feuer daran. Als die Verbrennenden schrien und stöhnten, höhnte er: "Hört, wie die Ratten schreien, die mein Korn stehlen wollten!"

Nicht lange aber, nachdem die Scheune niedergebrannt war, wurde das Gut von einer Unzahl an Ratten heimgesucht. Um ihnen zu entfliehen, liess er sich eine Kemlade in den See bauen, doch die Ratten schwammen hinüber und liessen ihm keine Ruhe und nichts zu beißen. So floh er endlich und verließ das Land seiner Väter.

*Kemlade hier: Mittelalterliches turmartiges Wohnhaus adliger Familien, das in ein Gewässer oder Moor gebaut wurde (später wurden auch hofseitige Anbauten der bürgerlichen Giebelhäuser als Kemladen bezeichnet)

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